Überwachung und Durchsuchungen im Kino

Videoüberwachte Kinosäle sind glaube ich leider nichts ungewöhnliches mehr. Auch im Stuttgarter Cinemaxx hatte ich schon häufiger den Verdacht, dass irgendwo eine Kamera versteckt ist, weil manchmal überraschend Kinoangestellte in die Sneak-Preview-Vorstellung kommen und Leute finster angucken oder sie zu irgendetwas auffordern. Ich vermute, den Kinos geht es dabei hauptsächlich darum, keine Konkurrenz zu den internen Verpflegungsverkäufen entstehen zu lassen. Schon das hat mich öfters genervt…

Noch krasser scheint es aber im Cinemaxx am Raschplatz in Hannover zuzugehen. Dort wird derzeit munter überwacht und durchsucht.

Laut Telepolis sind dort in der Vergangenheit gehäuft Tonaufnahmen in Sneak Previews* mitgeschnitten worden. Eine Gruppe Schwarzkopierer namens „LEX“ legt diese deutsche Tonspur dann unter Schwarzkopien, die ursprünglich aus dem englischsprachigen Raum stammen und hat somit vorzeitig eine deutschsprachige Kopie eines Kinofilms, bevor dieser offiziell anläuft. Angeblich wurde der Ton von fast jeder Sneak-Vorstellung in letzter Zeit aufgezeichnet.

Nachdem deswegen schon mehrere Anzeigen bei der Polizei eingingen, werden die Sneak Previews in diesem Kino jetzt mehr oder weniger totalüberwacht. In fast jeder Kinovorstellung sitzen Polizeibeamte in zivil. Deren Anwesenheit an sich halte ich – bei einer so extremen Häufung von Urheberrechtsverstößen – noch für vertretbar, aber auch die Durchsuchungen von (unschuldigen) Zuschauern häufen sich. Verdächtig macht man sich als Zuschauer scheinbar leicht. Eine Durchsuchte berichtet in einem Forum des Kinos:

Ich gehöre zu denen, die gestern während der Sneak aus dem Kino geholt wurden. Ganz unschuldig waren wir nicht, da mir ein Freund Funktionen meines MP3 Players vor der Sneak erklärte. Das wurde wohl von einem Polizeibeamten in Zivil beobachtet und nach ca. 45 Minuten wurden wir aus dem Kino geholt. Kurze Feststellung der Personalien und der Player sowie unsere Taschen wurden sofort etwas genauer untersucht. Alles dauerte ca. 5 Minuten, wir bekamen von den Polizisten alle eine Freikarte und setzten uns dann ziemlich aufgewühlt wieder in die Sneak.

Eine weitere durchsuchte Gruppe wurde von anderen Kinogängern „belastet“:

Grund dessen war, so wie ich das verstanden habe, das aufmerksame Publikum welches der Meinung war, das wir die Woche zuvor verdächtiges Verhalten aufgewiesen haben.
Es schien sich um einen Irrtum zu handeln, da wir gar nicht auf den besagten Plätzen saßen…

Alle Betroffenen haben großes Verständnis für die Polizeiaktionen. Teilweise wurden sie auch mit Freikarten entschädigt.

Trotzdem finde ich es mehr als bedenklich, wenn man befürchten muss, im Kino durchsucht zu werden, weil man vor der Vorstellung mit seinem Handy herumgespielt hat, oder irgendwelche Dritten meinen, dass man Leuten ähnlich sieht, die sich irgendwann zuvor mal „verdächtig“ verhalten haben. Dass sich Betroffene dann wegen solcher Lappalien auch noch als nicht ganz unschuldig bezeichnen, werte ich auch als eine beängstigend geringe Sensibilität in der Bevölkerung…

Übrigens

Durchsuchungsdrohung im Ambo Kino

Sehr befremdlich finde ich auch dieses Plakat, was ich an einer Tür im Stuttgarter Kino Ambo gesehen habe (am 31.8.2007).

Diese Filmvorführung wird zur Vermeidung unbefugter Aufzeichnungen überwacht. Mit Ihrem Besuch erklären Sie sich damit einverstanden, kein Aufzeichnungsgerät in den Kinosaal mitzubringen. Ferner stimmen Sie einer Durchsuchung Ihrer mitgeführten Taschen, Tüten, Rucksäcke etc. einschließlich einer Leibesvisitation nach Aufnahmegeräten zu. […]
(Hervorhebung von mir)

Seinen zahlenden Kunden mit Leibesvisitationen zu drohen finde ich schon recht heftig. Ich als Kinobetreiber würde so ein Plakat als geschäftsschädigend betrachten. Ich als Kinobesucher überlege mir lieber zweimal, ob ich in ein solches Kino gehe.

Im Übrigen denke ich nicht, dass das Plakat irgendeine rechtliche Verbindlichkeit hat. Es ist irgendwo hinter der Kasse, kann so also schlecht Bestandteil des Karten-Kaufvertrags werden. Noch dazu dürfte es den meisten Besuchern ziemlich schwer fallen, ohne Aufzeichnungsgeräte ins Kino zu gehen. Wer hat noch ein Handy ohne Aufzeichnungsfunktion?


* In Sneak Previews werden Filme vor ihrem eigentlichen Kinostart gezeigt. Als Zuschauer weiß man allerdings vorher nicht, welcher Film denn kommen wird und muss sich überraschen lassen. Die meisten meiner Filmkritiken haben in einer solchen Vorstellung ihren Ursprung.

6 thoughts on “Überwachung und Durchsuchungen im Kino
  1. „History repeats itself.“

    Wie die Musikindustrie geht halt auch die Filmindustrie den Weg, ihre Kunden unter Generalverdacht zu stellen. Für die Musikindustrie ist diese Strategie nicht aufgegangen, wenn man nach den jüngsten demütigen Äußerungen von Edgar Bronfman (Warner) geht.

    Kann gut sein, dass den Filmstudios der Kniefall in ein paar Jahren bevorsteht.

  2. Ich finde das schlichtweg unverschämt wie harmlose Kinogänger belästigt werden.

    Was für eine Aussage ist das denn? LADET EUCH DEN FILM (ILLEGAL?) RUNTER UND SCHAUT IHN EUCH ZUHAUSE AN, DA STÖRT EUCH KEINER.

    Das Kino schneidet sich und der Filmindustrie ins eigene Fleisch.

  3. Genau aus diesen Gründen fühle Ich mich als ehrlicher
    Kinobesucher häufiger verarscht. Daher gehe Ich auch
    seltener ins Kino. So kann es nicht weitergehen!

  4. Solche Maßnahmen sind natürlich hart, aber sie sind meiner Ansicht nach rechtens. Den wer lässt sich schon gerne beklauen. Deshalb kann ich verstehen wenn ein Kinobetreiber zu solch drastischen Mitteln greift.
    Und wer dann vor der Kinovorstellung auffällig verhält hat selber schuld. (;

    geez

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