Interview mit Alan Taylor – Schöpfer von The Big Picture

Das Fotoblog [The Big Picture](http://boston.com/bigpicture/) auf boston.com hat eine recht beeindruckende Erfolgsgeschichte hinter sich. Innerhalb kürzester Zeit erreichte es enorme Besucherzahlen, und das ganz ohne aktiv beworben worden zu sein. Auch ich habe bereits auf Fotoserien von *The Big Picture* verwiesen (siehe [Das Jahr 2008 in Fotografien](http://www.kreativrauschen.de/blog/2008/12/31/das-jahr-2008-in-fotografien/) und [Imposante Bilder von Orkan Ike](http://www.kreativrauschen.de/blog/2008/09/16/imposante-bilder-von-orkan-ike/)).

Interessanterweise ist der Mann hinter *The Big Picture*, *Alan Taylor*, weder Journalist noch Fotograf – sondern ein Webentwickler bei [boston.com](http://boston.com). Im Interview mit Andy Baio hat er ein wenig über die Entstehung von *The Big Picture* geplaudert.

» **[Interview with Alan Taylor, Creator of Boston Globe’s The Big Picture](http://waxy.org/2008/06/interview_with_alan_taylor_creator_of_boston_globes_the_big_picture/)**

Für alle, die nicht das komplette Interview lesen möchten, hier ein paar besonders interessante Ausschnitte in deutscher Übersetzung:

## Inspiration

Antwort auf die Frage, was ihn denn zu *The Big Picture* inspiriert hat:

> „Viele Dinge – meine Eltern hatten immer Magazine wie Life und National Geographic im Haus. Ich verliebte mich damals in das visuelle Erzählen. […]
Ich fragte mich, warum Webseiten nicht dieses Lebel erreichten. Viele haben inzwischen, aber ich war immernoch frustriert von der Präsentation – entweder zu klein, gefangen in Klick-nach-Klick-Oberflächen, die in Flash realisiert waren oder einfach nur als Anzeigen-Farmen dienten.“

Kleine persönliche Anmerkung an der Stelle: Meiner Meinung nach haben Klick-für-Klick-Oberflächen ganz klar wirtschaftliche Hintergründe. Im Werbemarkt zählt die Zahl der Seitenimpressionen. Fotostrecken wie bei Spiegel Online, bei denen man sich von Bild zu Bild klicken muss, erzielen einfach eine Vielzahl der Impressionen von einer Fotostrecke wie bei *The Big Picture*, bei der alle Fotos auf der gleichen Seite sind. Bei 20 Bildern braucht *The Big Picture* 20 mal so viele Besucher wie Spiegel Online, um auf die gleiche Anzahl Seitenimpressionen zu kommen.

## Umsetzung
Viele Fragen sich, ob es leicht war ein solches Projekt beim Verleger durchzusetzen. Laut *Alan Taylor* stieß er auf keine großen Widerstände, unter anderem auch deshalb, weil er das Projekt fast ohne Unterstützung hochziehen konnte:

> „Mein Vorteil ist meine Rolle als Entwickler hier. I konnte all meine Vorlagen selbst bauen und formatieren und so weiter. […] ich machte es intern einfach, indem ich fast alles selbst machte. Keine Anforderungen nach Entwicklungszeit, Marketing oder Promotion.“

Wer schon einmal mit dem Urheberrecht und den eigentlich recht deftigen Preisen für Bildagenturen in Kontakt gekommen ist, wird sich auch fragen, wie Alan an die Bilder kommt. Scheinbar existieren für Zeitungen Verträge, über die sie solche Bilder relativ günstig nutzen können und die auch nicht gegen eine so großformatige Verwendung sprechen:

> „Wir haben uns die Verträge sehr genau angesehen und konnten nichts finden, was diese Sache verhindern würde. Die generelle Regel scheint (so weit ich das verstehe) zu sein, dass man die Bilder nicht einfach für den Druck reproduzieren können darf. Big-Picture-Bilder sind maximal 990 Pixel breit bei 72dpi. Wenn man dies auf die Druckauflösung von 300dpi hochskaliert, bekommt man ein Bild was ungefähr nur 5 Zentimeter breit ist, also scheinen wir innerhalb dieser Grenze zu sein.“

Ebenso spannend die Frage, wie er auf die Dimensionen für seine großen Bilder gekommen ist. Schließlich weiß man nie, mit welcher Auflösung die Leser unterwegs sind und wie groß die Bilder sein dürfen, damit sie noch auf den Bildschirm passen.

>“Nachdem ich einige Design-Seiten abgegrast habe, die über die optimale Größe für ein Blog-Layout sprachen und dabei keinen großen Konsens fand, habe ich einfach ein wenig geraten. Man nimmt einen typischen 1024 Pixel breiten Bildschirm, zieht 34 Pixel ab (genug um die meisten Scroll-Leisten zu berücksichtigen) und man landet bei 990 Pixeln. Ich wollte so groß wie möglich bleiben ohne horizontale Scroll-Leisten auf den meisten Bildschirmen zu verursachen.“

Große Bilder führen zu großen Datenmengen, aber ist das auch ein großes Problem für Anbieter oder Nutzer? Scheinbar nicht:

> “Die Sorgen um Bandbreite sind nicht groß, ich bin nur ein Klecks im gesamten Datenverkehr. 1024-Pixel-Bildschirme sind verbreiteter und ebenso haben mehr Leute schnellere Verbindungen. Wenn man darüber nachdenkt denken die meisten Leute gleich an Video, aber man kann so viel Qualität von einem guten Standbild bekommen.“

## Arbeitsablauf

Alan meint, er brauche für jeden Beitrag ca. 2-3 Stunden. Er setzt dafür eine ganze Reihe an Werkzeugen ein, beispielsweise Greasemonkey Scripts, Photoshop Aktionen und ein Photoshop Script in Javascript (das geht?).

Mehr über diese Arbeitshilfen, Alans eigenen Fotografen-Fähigkeiten und vieles andere könnt ihr im englischsprachigen Originalinterview lesen:

» *[Interview with Alan Taylor, Creator of Boston Globe’s The Big Picture](http://waxy.org/2008/06/interview_with_alan_taylor_creator_of_boston_globes_the_big_picture/)*

(via [Basic Thinking](http://www.basicthinking.de/blog/2009/01/05/alan-taylor-der-mann-hinter-bostoncoms-big-picture/))