Neue Musik finden, die Du magst

Auf der Suche nach neuer Musik

Musik ist etwas wunderbares. Musik ist auch etwas vielfältiges. Jeder hat seinen eigenen Musikgeschmack. Musik, die der eine toll findet, wird vom nächsten vielleicht verabscheut.

Durch diese unterschiedlichen Vorlieben ist es ziemlich knifflig, neue gute Musik zu finden. Das Angebot ist glücklicherweise überwältigend, aber die Suche nach der Musik, die einen persönlich anspricht, gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen.


Doch inzwischen befinden wir uns im Zeitalter der Internetdienste, und das macht sich auch bei Musik bemerkbar. Dank des Internets verbreitet sich Musik schneller als es der Musikindustrie recht ist. Neben dieser medienwirksamen Erscheinung der Tauschbörsen wurden aber auch legale Systeme entwickelt, die ihren Nutzern zu der Musik verhelfen, die sie wirklich hören wollen – und vielleicht noch gar nicht kennen.

Zeit also, sich die wichtigsten Vertreter dieser Gattung einmal näher anzusehen.

Gnoosic – Gnod’s Musikwelt

Gnod

„Selbst wenn Du nicht weißt, was Du suchst – Gnod findet es.“

Gnod funktioniert nach einem simplen System: Man verrät ihm drei Interpreten, deren Musik man besonders schätzt. Daraufhin schlägt es weitere Interpreten vor, die einem auch gefallen könnten.

Jeden dieser Vorschläge kann man daraufhin bewerten: Entweder man mag den Interpreten, oder man mag ihn nicht, oder man kennt ihn noch nicht.

Grundlage des Systems ist eine große Datenbank, in der eben diese Daten alle gespeichert werden. Gibt man die ersten drei Bands ein, sucht Gnod darin nach anderen Benutzern, die die selben Interpreten mögen. Aus deren anderen Hörvorzügen gewinnt Gnod dann die Vorschläge.

Eine Empfehlung von Gnod

Von allen hier vorgestellten Systemen ist Gnod das einfachste. Das Interface ist unglaublich schlicht, man muss sich nicht registrieren und keine Software installieren. So unkompliziert kann man keinen anderen Dienst testen.

Die Ergenisse sind trotzdem nicht schlecht. Der einzige Nachteil besteht darin, dass man in die vorgeschlagene Musik nicht sofort reinhören kann. Quellen zum Probehören muss sich der Benutzer selbst suchen.

Last.fm

Last.fm Logo

Last.fm bezeichnet sich als personalisiertes Radio. Der Ausdruck trifft den Charakter von Last.fm recht gut.

Um das Radio „empfangen“ zu können muss man sich eine kleine Anwendung installieren. Diese empfängt dann Musik direkt von den Last.fm-Servern. Das System protokolliert, welche Musik man gehört hat – auf Wunsch auch mit anderer Abspielsoftware wie beispielsweise Winamp. Zudem kann man kennzeichnen, welche Stücke man besonders toll fand, und welche man nie wieder hören will.

Last.fm Player

Anhand dieser Daten entscheidet Last.fm daraufhin, welche Musik man als nächstes zu hören bekommt. Das eigene Profil wird mit den Profilen anderer Hörer verglichen und die Benutzer ermittelt, die besonders häufig ähnliche Musik hören. Der persönliche Radiostrom wird dann aus dem Repertoire dieser „musikalischen Nachbarn“ generiert. Alternativ kann man sich auch ein Radio anhand von „Tags“ (Stichworten), die andere Benutzer einzelnen Stücken zugeordnet haben, zusammenstellen.

Das tolle daran ist, dass man die empfohlene Musik direkt hören kann, ohne sich vorher mühsam eine Quelle zum Reinhören suchen zu müssen. Mann bekommt sofort einen Eindruck von dem Vorgeschlagenen und kann es im Zweifelsfall überspringen. Man kann auch gezielt einzelne Stücke anfordern, aber dann wird die Spielzeit aus lizenzrechtlichen Gründen auf 30 Sekunden begrenzt.

Last.fm Dashboard

Zusätzlich bietet Last.fm auch viele Funktionen, um unter den Benutzern eine Art Gemeinschaft entstehen zu lassen. Jedes Mitglied hat eine eigene Profilseite, auf der man ein Foto, eine kleine Selbstbeschreibung sowie ein Journal veröffentlichen kann. Auf dieser Seite werden auch die persönliche Charts, eventuelle Gruppenzugehörigkeiten und Freunde angezeigt. Man kann anderen Mitgliedern Musikempfehlungen senden, Musik „taggen“, die Profile der musikalischen Nachbarn besuchen und vieles, vieles mehr.

Pandora

Pandora

Wie Last.fm ist auch Pandora ein personalisiertes Radiosystem, allerdings ohne angeschlossene Community-Funktionen. Die Musik wird hierbei nicht über eine eigene Anwendung abgespielt, sondern über einen Flashplayer auf der Pandora Homepage.

Als einziges hier vorgestelltes System sucht Pandora neue Lieder nach inhaltlichen, musikalischen Kriterien. Es basiert auf dem „Music Genome Project“, welches die Musik von über 10000 Musikern analysiert hat. Nicht automatisch, sondern durch echte Menschen. Angeblich wurden den Liedern dabei hunderte Attribute – in diesem Fall musikalische Gene genannt – zugewiesen. Anhand dieser detaillierten Kenntnis über die Beschaffenheit der Musik soll Pandora gezielt ähnliche Stücke herausfinden.

In dem Pandora-Player kann man verschiedene „Stations“ anlegen. Jedem dieser Kanäle weist man eine oder mehrere Bands zu, mit denen man das musikalische Profil des Kanals beschreibt. Bei den daraufhin gespielten Stücken kann man angeben, ob sie zu dem Kanal passen oder nicht. Mit diesen Angaben verfeinert Pandora die Auswahl noch weiter.

Dank dieser sehr aufwändig erstellten Musikdatenbank kann Pandora recht zuverlässige Musikvorschläge spielen (wobei auch Pandora nicht perfekt ist, und manchmal schräge Ergebnisse liefert). Der Haken daran ist allerdings der Vorrat dieser Datenbank. Die Kapazität der Musikredakteure ist natürlich begrenzt. Viele eher unbekannte Bands – besonders aus dem außeramerikanischen Raum – sind in Pandora nicht oder kaum vertreten.

Zudem steht Pandora aus lizenzrechtlichen Gründen nur U.S.-Bürgern offen. Daher muss man bei der Registrierung seine U.S.-Postleitzahl angeben. Gerüchteweise haben böse Menschen aber auch schon solche Postleitzahlen einfach irgendwo abgeschrieben…

Nachtrag 4.5.2007: Leider hat Pandora die Kontrollen verschärft. Benutzer werden nun auch nach ihrer IP-Adresse gefiltert. Für den normalen Heimanwender in Europa wird das System damit leider unbenutzbar.

iRATE

iRATE

Gnoosic, Last.fm und Pandora arbeiten mit dem gesamten Musikrepertoire, inklusive dem der kommerziellen Musikwelt. iRATE hingegen verfolgt einen anderen Ansatz: Es spielt nur freie Musik.

Um iRATE nutzen zu können, muss man sich einen kleinen Player installieren. Dieser lädt dann frei verfügbare Musik von verschiedenen Quellen herunter und spielt sie ab. Jedes Stück kann man auf einer Skala von 1 bis 4 Sternen bewerten – oder komplett verwerfen.

Anhand dieser Bewertungen wird entschieden, welche Musikstücke häufiger gespielt werden, und welche als nächstes heruntergeladen werden. Mit der Zeit passt sich iRATE so an den eigenen Musikgeschmack an.

Der Ursprung der Musik ist Stärke und Schwäche von iRATE zugleich. iRATE ist das einzige System, was sich vollständig außerhalb des kommerziellen Mainstreams bewegt. Sämtliche Musik ist kostenlos frei verfügbar und stammt meistens von unbekannten Musikern.

Häufig merkt man den Stücken an, dass sie nicht professionell produziert wurden. So manches Lied ist schlecht abgemischt… oder sogar ganz allgemein einfach schlecht.

Dafür findet iRATE Musik, die man sonst (fast) nirgendwo zu hören bekommt. Die Bekanntheit der Lieder wird nicht durch irgendwelche Marketing-Campagnen verzerrt und auch ausgefallene Projekte haben eine Chance. Die Wahrscheinlichkeit etwas wahrhaft neues zu finden, wird dadurch größer.

Fazit

Neben all dieser Technik sollte man nicht vergessen, dass es auch ganz banale Methoden gibt, um tolle neue Musik zu finden. Man kann noch immer einfach Freunde nach Empfehlungen fragen, im Plattenladen in eine unbekannte CD reinhören, weil sie einen interessanten Namen hat, oder einfach nur hübsch aussieht. Die Erfolgsrate dieser „analogen Technik“ ist häufig verblüffend hoch.

Von den hier vorgestellten Plattformen nutze ich selber am liebsten Last.fm. Es hat ein recht nettes Spektrum an direkt verfügbarer Musik und kann – im Gegensatz zu Pandora – auch nicht im System verfügbare Musik vorschlagen. Zudem machen die Gemeinschaftsfunktionen Spaß.

Gnoosic ist leider etwas abgeschlagen, da es mir meistens zu mühselig ist, die vorgeschlagene Musik auf anderen Wegen zu besorgen, um sie testen zu können. Trotzdem hat es nach wie vor meinen tiefen Respekt, weil es zu den Pionieren seiner Art gehört. Gnoosic habe ich schon genutzt, als weder Last.fm, noch Pandora, noch iRate existierten.

Pandora bietet mir zu wenig Vorteile gegenüber meinem „Stammsystem“ Last.fm, um es nennenswert oft zu nutzen.

Nur iRATE nutze ich noch gelegentlich, um etwas Musik weit außerhalb des Bekannten zu suchen. Darin ist es unschlagbar, auch wenn das „Rauschen“ etwas hoch ist.

Letztenendes ist es aber relativ egal, welches System man benutzt. Wichtig ist, dass Ihr Euren Weg findet, um die Vielfalt in Eurem persönlichen Repertoire zu erhalten – und dazu können alle vier Systeme dienen.

Also viel Spaß bei der Suche nach neuer Musik und hütet Euch vor dem Mainstream! :)

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21 thoughts on “Neue Musik finden, die Du magst
  1. danke für die blumen, und noch mehr für das gute tool, wir sitzen an ähnlichem … seit wann nutzt du denn gnoosic?

  2. Blumen wem Blumen gebühren. :) Und ebenfalls danke.

    Auch schön zu hören, dass Ihr etwas ähnliches bastelt. Ich glaube, das wird vielen Benutzern Spaß machen. (auch wenn es etwas traurig ist, dass mein kleines Tool dann überflüssig wird *schnüff*)

    Ich persönlich fände es schön, wenn in der Freunde-Liste die paar gemeinsamsten Bands auftauchen (je nachdem, wieviel Platz das Screendesign hergibt).

    Auch schön wäre ein „welche Musik spielen wir denn am Besten auf unserer WG-Party“-Tool. Also das selbe, mit mehreren Nutzern. Das wäre auch die nächste Ausbaustufe von meinem Finde-Dings.

    Wie lange genau ich Gnoosic schon benutze, weiß ich nicht mehr. Ich glaube, ich habe es irgendwann nach dem Ende von Audiogalaxy gefunden, denn das hatte ich ursprünglich für die Musiksuche genutzt (hoffentlich liest kein Anwalt mit *g*). Das wäre dann so 2002 oder so gewesen. Aber wie gesagt: ohne Garantie.

  3. Sehr gelungener Artikel! Ich finde die aktuelle Entwicklung der legalen Musik-Verbreitung im Internet auch sehr positiv. Die Zeiten der illegalen Downloads sollen endlich vorrüber sein und einer neuen Zeit Platz schaffen: Nämlich einer Zeit wo Künstler und Musik-Begeisterte profitieren. Vielleicht könntest Du in der Zusammenstellung noch einen Anbieter für legale Musik-Downloads wie Musicload aufnehmen. Musicovery ist auch noch ein nettes Programm um Musik nach Stimmung auszusuchen.

  4. Danke für den Tipp! Jetzt komme ich auch endlich mal dazu, Last FM auszuprobieren, und ich bin auf den ersten Blick sehr begeistert, wie akkurat das Empfehlungssystem funktioniert.

  5. Mirko, Musik kaufen ist ein anderes Thema, dazu habe ich absichtlich nichts geschrieben. Musicovery ist aber ein guter Tipp, dankeschön.

    Dennis, freut mich, dass ich helfen konnte. :)

  6. Ich finde dass last.fm am meisten ausgereift ist. last fm hat zudem die heute typischen web 2.0 -features die das stöbern in musik vom notwendigen suchen zum medialen erlebnis machen. da verzeiht man auch mal schlechtere qualität der songs.

  7. Danke für die Ergänzung. :) Musicovery erinnert mich ein wenig an Liveplasma.

    Auf den ersten Blick scheint musicovery aber nur eine sehr begrenzte Auswahl zu haben – oder täuscht das? Mir erscheint es recht mainstreamlastig.

  8. Mainstream-Musik ist doch nicht schlecht. Das heißt doch nur, dass sie den Geschmack einer breiten Masse trifft.

  9. Hi Kreativrauscher ich wollte mal an merken das Pandora nur inerhalb der U.S.A. funktioniert da steht ihrgend was von lizenzrechtlichen Gründen. Fackt bei mir lief es nicht.

  10. Das stimmt. Wie ich im Artikel beschrieben habe konnte man sich früher noch Zugang durch eine falsche Postleitzahl erschleichen, aber seit Mitte letzten Jahres filtert Pandora nach dem Internetzugang der Nutzer.

  11. Das sind aber viele Dienste… :-) Kennst du einen Dienst wo man Lieder All Inclusive kaufen kann aus Deutschland?

    Sandra

  12. Ich hab gerade das Gnoosic ausprobiert und muss sagen das klappt ganz gut, werde gleich die anderen ausprobieren.

    Danke an dieser stelle für die Liste es könnte einiges an zeit und Geduld eingespart werden.

  13. der Artikel scheint ja schon etwas älter zu sein. ganz aktuell wäre auch noch spotify in die liste zu nehmen. das problem bei last.fm und spotify ist aber, dass man sich nach einer gewissen zeit einen premium account kaufen muss..
    könnt ihr euch noch erinnern, als ihr in ein cd Geschäft gegangen seid und dort cd’s durchgehört habt. so ähnlich könnte man es auch auf dieser Seite machen:
    http://bene.com/bueromoebel/bene-office.playlist-by-datenwerk/
    hier wird monatlich eine neue „office-playlist“ veröffentlich, wobei sämtliche songs gratis zum download stehen.

  14. Ich suche auch regelmäßig neue Musik. Lange war meine erste Anlaufstelle die US-Charts. Weil dort potentielle Hits zu finden sind, die erst Wochen später nach Europa kommen. Gnoosic werde ich mal ausprobieren. Kenne ich nicht. Kann ansonsten noch http://www.songtester.de/ empfehlen. Dort findet man auch täglich neue Titel.

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