Vergangenen Freitag war Franz Reichle zu Besuch bei einer Vorstellung seines Films „Monte Grande“ in Freiburg. Der Film selbst konnte leider nicht überzeugen, aber der Auftritt des Regisseurs war doch recht interessant.
Franz Reichle wirkte sehr entspannt und heiter. Er konnte kaum einen Satz sagen, ohne ihn durch Lachen zu unterbrechen. Dies und seine latente Konfusität ließen ihn zwar sympathisch erscheinen, aber leider viel es ihm dadurch teilweise auch recht schwer, Fragen klar zu beantworten.
Er berichtete, dass sich die Arbeiten an „Monte Grande“ über acht Jahre erstreckten. In dieser Zeit wurden 300 Stunden Videomaterial produziert – man bräuchte über 7 Arbeitswochen um sich das Material einfach nur einmal anzusehen. Dazu sammelte er noch ähnlich viel Archivmaterial. Diese Massen an Filmmaterial sind kaum vernünftig zu bewältigen. Vielleicht erklärt dies auch seine Einstellung zu seinem Film:
Für mich ist der Film nur eine Skizze.
Ursprünglich wollte Franz Reichle in „Monte Grande“ über verschiedene Mitglieder des „Mind and Life Instituts“ berichten. Dazu war er bereits zu verschiedenen Konferenzen der Gruppe gereist und hatte Interviews mit zahlreichen Wissenschaftlern geführt. Irgendwann stieß er schließlich auf Francisco Varela, einen chilenischen Biologen und Philosophen. Von diesem war er schließlich dermaßen begeistert, dass er kurzerhand den kompletten Film über ihn drehte.
Diese Begeisterung geht sogar noch weiter: Franz Reichle betrachtet „Monte Grande“ nur als Ausgangspunkt – drei weitere Filme sollen folgen. Die endlosen Stunden an gesammeltem Video-Material dürfte in der Tat noch genug Stoff für weitere Filme bieten, allerdings klang es fast so, als würden auch die folgenden Filme im Wesentlichen ein Thema haben: Francisco Varela. Der letzte Film der Reihe soll sich den Projekten von Francisco Varela widmen, und auch zeigen, wie sie sich nach seinem Tod weiterentwickelten. Eine andere Fortsetzung dreht sich gar direkt um Francisco Varela als Person.
Für meinen Geschmack konzentriert sich Franz Reichle zu sehr auf Francisco Varela – schließlich war bereits „Monte Grande“ im Prinzip nur ein Personenporträt über ihn.
Schöner war hingegen Franz Reichles Einstellung zu Dokumentarfilm. Bei ihm steht nicht von vorne herein fest, was der Film beinhalten wird:
Alles ist eigentlich reine Forschungsarbeit.
Häufig wird bereits vor dem beginn eines Projekts oder einer Reportage festgelegt, was dabei herauskommen soll – ein Ansatz mit dem ich schon immer ein Problem hatte, und der auf einschlägigen Seminaren auch ganz offiziell so gelehrt wird. Es ist beruhigend zu sehen, dass es noch Filmemacher gibt, die mit einem offenen Geist an die Berichterstattung herangehen.
Ich liebe es!