Das Echtzeitkonzept von 24 funktioniert nicht

„24“ ist eine faszinierende Serie. Sie spielt in Echtzeit. Eine Minute in der Geschichte wird in genau einer Minute Film erzählt. Nach 24 Stunden Serie sind in der Geschichte auch 24 Stunden vergangen.

Dank diesem Konzept hatte „24“ einen recht beeindruckenden Erfolg. Inzwischen gingen daraus vier Staffeln und ein Computerspiel. Doch das Echtzeitkonzept hat einen kleinen Haken: Es funktioniert nicht.

Wir Menschen sind an eine bestimmte Filmsprache gewöhnt. Zu dieser Filmsprache gehört auch der Umgang mit Zeit.

Würden alle Handlungen in Echtzeit geschehen, müssten wir uns sämtliche Wege, die die Akteure zurücklegen, in voller Länge ansehen. Vollkommen unpraktikabel. Wir wollen unserem Actionhelden nicht drei Stunden lang zusehen, wie er durch die Wüste zum Showdown fährt.

Wir erwarten, dass er nach dem nächsten Schnitt einfach da ist. Das ist die gelernte Filmsprache. Zwischen Schnitten kann beliebig viel Zeit vergehen. Es entsteht so eine Art abstrakt gefühlter Filmzeit.

24 schafft es beeindruckenderweise, trotz der Echtzeit keine Langeweile aufkommen zu lassen. In der Serie gibt es deshalb genügend parallele Handlungsstränge, die man während solcher „Wegpausen“ aufgreifen kann. Doch gerade dadurch entsteht kein wirkliches Echtzeit-Gefühl.

Wie jedes filmische Werk benutzt auch 24 Schnitte. Wir können unsere Wahrnehmungsgewohnheiten jedoch nicht einfach plötzlich umstellen. Also entsteht durch die Schnitte auch in 24 eine Art abstrakter Filmzeit. Dass diese abstrakte Zeit exakt mit der Echtzeit übereinstimmt, nehmen wir kaum war.

Die regelmäßig eingeblendeten Uhren erinnern uns zwar daran, aber es fühlt sich dennoch wie ein normaler Film an. Die kurze Zeit einer Folge reicht einfach nicht, um unsere über Jahrzehnte hinweg antrainierten Sehgewohnheiten zu ändern.

Vielleicht würde es gelingen, wenn man sich wirklich eine Staffel 24 in 24 Stunden ansieht. Dieses Experiment war mir bisher allerdings zu heftig…

One thought on “Das Echtzeitkonzept von 24 funktioniert nicht
  1. Das lustige ist auch dass auf der DVD die Werbung fehlt, und damit die Echtzeit schon hinüber ist.

    Auch bezweifel ich irgendwie, dass da wirklich alles in Echtzeit zu geht. Es wäre zwar eigentlich schon fatal wenn das nicht so ist, da das ja das grosse Markenzeichen ist, aber was ich so von amerikanischen Grosstädten gehört habe dauerts da schonmal ne Stunde bis man von einem Ort der Stadt am andern ist. Jack schafft das immer in 5-10 Minuten. Das brauchen nochmale Leute um ihr Auto aus der Tiefgarage zu holen ^_^

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