Links sind eine wichtige Quelle für Besucher. Nicht jedes Blog kann oder will nur von Google leben, oder verfügt über den Luxus zahlloser Stammleser. Um Links zu sammeln, muss man jedoch auch entsprechende Inhalte produzieren. Nicht jeder Artikel ist dazu geeignet.
Niemand verlinkt die Linker
Häufig sind Blogartikel selbst nur ein „aufgeblasener Link“, sprich ein Verweis auf fremde Inhalte mit marginalem eigenen Beitrag. Zwar haben auch solche Artikel ihre Daseinsberechtigung in einem Blog, Links ziehen sie allerdings nicht an.
Manchmal geschieht es durchaus, dass andere Autoren über solche Artikel auf etwas tolles aufmerksam werden, und selber darüber berichten. Dabei werden sie allerdings kaum auf den verweisenden Artikel verlinken; warum sollten sie auch?
Sie werden direkt auf das eigentliche Ziel verweisen. Dort gibt es den Inhalt, um den es geht. Es macht für andere Autoren keinen Sinn, ihre Besucher erst über eine Zwischenstation zu leiten.
Eine kleine Ausnahme bilden die in der Blogosphäre weit verbreiteten „via-Links“. Viele Blogger geben damit an, wo sie auf das Berichtete aufmerksam wurden. Ich finde das eine wunderschöne Geste – sozusagen das bloggerische „Dankeschön“. Effektiv ist es aber leider nicht.
Erfahrungsgemäß locken diese Links kaum Besucher auf die eigenen Seiten. Vor einiger Zeit hatte ich das Glück, einen solchen „Dankeschön-Link“ von Slashdot zu bekommen („130 Filesharer Homes Raided in Germany„). Slashdot ist eines der meistbesuchtesten Weblogs und geradezu berüchtigt für seine Besuchermassen. Sie verzeichnen mehrere Millionen Seitenabrufe pro Tag. Zu mir kamen allerdings nur ungefähr 100 Besucher. Für eine so gut besuchte Seite wie Slashdot ist das praktisch Nichts. Bei kleineren Blogs dürfte es entsprechend noch weniger sein.
Linkattraktion
Kurz gesagt: Um Leser über Links anzuziehen, braucht man solide eigene Inhalte.
Nur originell zu sein, reich aber leider häufig auch nicht. Ein ausgefeilter Bericht über das Wachstum des eigenen Gänseblümchens wird zwar (wahrscheinlich?) nirgendwo sonst im Netz zu finden sein, aber verlinkt wird er aller Voraussicht nach trotzdem nicht.
Worauf kommt es also an?
1. Nutzen für den Leser
Zu allererst sollte der Artikel für den Leser irgendeinen Nutzen haben. Wer durch den Artikel lernt, wie er geistigen Frieden, Geld, oder die Weltherrschaft erlangt, wird ihn bestimmt weiterempfehlen (naja, der Weltherrscher vielleicht eher nicht).
„Nutzen“ bezieht sich dabei nicht unbedingt um harte materialistische Vorteile. Auch simpler Spaß kann ein Nutzen sein. Wenn man sieht, wie viral sich Unterhaltungsvideos verbreiten, scheint das auch sehr begehrter Nutzen zu sein.
2. Thema vorweg
Leser wollen schnell wissen, worum es geht, und ob es sich lohnt weiterzulesen. Im Internet wird dieser Effekt noch verstärkt, da die Menschen hier besonders zum schnellen “Scannen” von Texten neigen. Also sollte man ihnen gleich zu Beginn von längeren Artikeln, eine kleine Einleitung geben, die ihnen verrät, was sie erwartet.
Insbesondere Blogautoren konsumieren mehr Informationsquellen als „normale“ Leser. Mit einer solchen Einleitung verringert man die Gefahr, dass sie einen an sich interessanten Artikel garnicht erst lesen, weil es ihnen die Mühe nicht wert erscheint. (natürlich hilft das nur, wenn sie der Inhalt wirklich interessieren würde… uninteressantes wird auch trotz Einleitung nicht verlinkt)
Bei Artikeln, die Nachrichten ähneln lohnt es sich vielleicht auch, einen eher journalistischen Stil zu verwenden.
3. Hübsch sein
Menschen haben generell eine Vorliebe für schöne Dinge, so auch bei Webseiten.
Ein gepflegtes Aussehen macht es dem Leser gleich viel einfacher, gefallen an dem Inhalt zu finden. Neben einem schönen Layout gehören dazu auch banale Dinge, wie korrekte Rechtschreibung.
Unnötige Schreibfehler wirken so, als hätte man sich mit dem Artikel nicht viel Mühe gemacht. Das färbt auch auf den Inhalt ab – vielleicht ist der ja ebenso lieblos recherchiert.
Hübscher kann man Artikel auch mit Bildern machen. Sie sorgen für eine weniger trockene Erscheinung und machen es dem Benutzer leichter, sich an den Artikel zu erinnern (Stichwort „Visuelles Gedächtnis“).
4. Griffige Titel
Die Überschrift ist meistens das erste, was von einem potentiellen Leser wahrgenommen wird. Insbesondere bei Social-Bookmarking-Diensten kann man durch einen guten Titel aus der Masse hervorstechen – und damit von Linkspendern wahrgenommen werden.
Ein recht deutliches Beispiel für den Einfluss des Titels auf die Wahrnehmung sind diese beiden Links bei Digg.com (gefunden via Copyblogger):
1. „The Hottest Billionaire Heiresses“
2. „The top Ten Hottest Billionaire Heiresses (includes slide show)“
Beide verweisen auf exakt den selben Inhalt – doch offenbar hat ein Titel wesentlich mehr Aufmerksamkeit erregt. Der erste wurde von 13 Benutzern „gediggt“, der zweite von mehr als tausend.
(Nein, das ist keine Aufforderung nurnoch reißerische Titel im Bild-Stil zu verwenden. Es gibt auch gute Titel, die nicht peinlich sind.)
5. Happy End
Der Schluss ist der Teil eines Artikels, den der Leser zuletzt wahrnimmt (wer hätte das gedacht?). Dadurch hat das Ende auch besonders viel Einfluss darauf, wie der Artikel in dem Leser in Erinnerung bleibt.
Schöne Enden zu schreiben ist eine Kunst für sich. Viele Autoren greifen am Ende ihres Artikels gerne wieder den Anfang auf. Andere setzen lieber einen Scherz ans Ende.
Die „Standardlösung“ wäre eine Art zusammenfassendes Fazit.
Fazit
Hübsche, nützliche und unterhaltsame Artikel mit einem griffigen Titel und schönem Ende sind eine gute Investition in das eigene Blog. Dennoch sind die obigen Vorschläge nur Tipps und keine verbindlichen Regeln. Denn leider gibt es kein Patentrezept für den perfekten Blogartikel.
[Den obligatorischen abschließenden Scherz oder Verweis an den Anfang darf sich der geneigte Leser an dieser Stelle selbst vorstellen.]
Dein Artikel bringt es auf den Punkt. Die Quelle wird automatisch und auf natürlichem Wege immer der am stärksten verlinkte Artikel sein. Und Flo – ich bin total neidisch auf Deinen tollen RSS-Button :o)
Dankeschön Micha. :)
Auch dankeschön an Mark, dafür dass der erste Kommentar zu meinem Artikel übers Linksammeln gleich ein Trackback-Link ist. *g*
Bitte, Bitte ;-)
Danke auch für das Nichtverwenden von nofollow.
Hallo zusammen,
zum Thema in Blogs schreiben, darf ich mal auf ein einfaches Video hinweisen:
http://de.youtube.com/watch?v=B2DjCgXqGUo
Gruss aus GT,
Hans
Ein wirklich gelungener Artikel über das Schreiben von Artikeln und auch die Erklärungen wie mit dem Titel mühe geben und auch den riesen Unterschied (Digg Votes) war sehr hilfreich.
Toller Artikel. Bei dem Beispiel mit den 10 Top heiresses vermute ich trotzdem, dass nicht die wunderbare Überschrift sondern die Aussicht auf die Bilder zum Klicken verlockt hat.
Ein schöner, weil auch mal grundsätzlich angelegter Artikel. Bei dem Kommentar zum Kommentar, hätte ich mir bei dem Zitat aus einem Buch zum guten Schreiben auch die Angabe der Quelle gewünscht, das hätte auch wunderbar zum Abschnitt Aufrichtigkeit gepasst, oder?
Aber abgesehen von dieser Kleinigkeit gefallt mir der Beotrag, weil er wirklich zum Denken anregt.