Jammen im Internet: eJamming AUDiiO

eJamming AUDiiO

Das Internet hat uns viele schöne neue Kommunikationswege eröffnet, viele davon auch in Echtzeit. Dummerweise waren bisher alle Internetverbindungen nicht schnell genug, um über den Globus verteilten Musikern ein gemeinsames Spielen zu ermöglichen. Die kleinen Verzögerungen, die zwangsweise bei jeder Internetübertragung anfallen, sind für musikalische Anwendungen immer ein massives Problem.

Nun macht sich wieder ein Projekt auf den Weg, Musikern den Live-Jam im Internet zu erlauben. eJamming AUDiiO behauptet durch ausgetüftelte Algorithmen die Internet-Verzögerungen überwunden zu haben.

Ich habe die Software selbst noch nicht getestet. Technology Review hat etwas ausführlicher darüber berichtet.

Die Verzögerungsraten bei eJamming seien nicht größer, als sie beim Live-Zusammenspiel großer Orchester auftreten, sagt Glueckman. Dort liegen sie gewöhnlich bei einer einer Millisekunde. Menschliche Ohren nehmen aber erst Zeitversetzungen ab 50 Millisekunden wahr.

Der Aussage stehe ich etwas kritisch gegenüber. Ich glaube, alle heutigen Internetverbindungen haben eine größere Latenz als 1ms. Online-Spieler werden davon wahrscheinlich ein Lied singen können.

Wahrscheinlich wird diese grundlegende Verzögerung auch bei eJamming AUDiiO noch vorhanden sein. Ich vermute, sie tun nur irgendetwas, was einen damit umgehen lässt. Scheinbar wird auch bei eJamming irgendeine Art Puffer verwendet, um die verteilten Musiker synchron zu halten:

You MUST hear your own music with the slight delay eJamming AUDiiO imposes on everybody’s music to keep you all in sync.

Momentan befindet sich eJamming AUDiiO noch in der Beta-Phase und ist kostenlos. Voraussichtlich ab Juli kostet es dann 10-15 Euro pro Monat.

Nach wie vor und dauerhaft kostenlos ist hingegen NINJAM, ebenfalls ein Programm zum internetbasierten Musizieren.

(via Gitarreninstitut Kassel)

7 thoughts on “Jammen im Internet: eJamming AUDiiO
  1. Pingback: Creation Noise
  2. E-Jammin hält was es verspricht, ich habe mit Leuten bei einer Latenz von 70ms mit eJamming Musik gemacht und keine Verzögerung gemerkt. Das Ohr lässt sich bis zu einem gewissen Punklt sehr gut täuschen. Natürlich gibt es keine 1ms Latenz :P Erst testen dann kommentieren !!!

  3. Ja, erst testen (3 stunden), dann über sich selber verärgert sein, dass man auf einen solchen promogag reinfällt.Zitat:..near ZeroLatency…

    Also: In einem Orchester höre ich den 1o Meter entfernten Kontrabass wirklich erst nach ca. 30ms. Doch DEN ANDEREN MUSIKER HöREN und sein eigenes (live gespieltes Instrument HÖREN, sind zwei paar Schuhe.
    Ich bin Gittarist, und wenn ich nur mehr als 3ms Latenz habe, ist für mich sense mit Feeling, d.h. ich „spüre“ die Saiten nicht mehr.
    Die Saite bewegt sich in einem Magnetfeld. Jede kleineste Bewwegung wird in Echtzeit Verstärkt und somit zum Ohr bzw. Hirn transportiert. Bei einem Klavier, geschweige denn bei digitaler Klangerzeugung, hab ich immer noch die Mechanik „zwischen den Händen“, ist also ein ganz anderes Feel als „sich direkt im Magnetfeld“ zu bewegen. Meine Meinung.
    (Die Zeit die vergeht bis der Schall aus dem Lautsprecher bis zum Ohr gelangt entsteht AUCH (zusätzlich) bei der angenommenen Verzögerten Wiedergabe z.B bei Internetübertragungen oder allgemein digitalisierungen. Ist also irrelevant).
    Daher kann ich mir mit dem momentanen Stand der Technik, leider beim besten willen nicht vorstellen, dass ein echtes LiveFeeling aufkommen kann.Denn:
    Unser Hirn versucht ständig unser Mikrotiming zu korrigieren, da unser Feedback über die Ohren, und eben übers internet immer zu spät sein wird. Man spielt immer LaidBack.
    Schade
    Werde gerne eines besseren belehrt..

    ronaudio@bluewin.ch

  4. Update zu Kommentar vom Juni 2009

    Nun, nach 2 Jahren regelmässigem (2-3 mal pro Woche) nutzen vom EJam-Service, ist es Zeit meine Praxis- Erfahrungen zu posten.

    Es funktioniert erstaunlich GUT!

    Drums sind kritischer als Keyboard Flächen. Wobei es da ein paar Tricks gibt. Dazu später mehr.

    Die Entfernung spielt manchmal immer noch eine grosse Rolle. Für mich mit Europäer funktionierts sehr gut.

    Leider ist das Setup (Router/Modem Firewall) für viele noch zu aufwändig. Man will spielen, aber nicht mit der Maus…Was wohl der Hauptgrund ist, wieso es noch immer zu Engpässen bei der zur Verfügbar stehenden Mitspielern kommt.
    Du mustt schon deine Leute haben und die Zeiten wissen, wann sie online sind, damit es sich lohnt reinzuschauen.

    Wenn alle ein gutes Setup haben (später mehr dazu), kann es passieren, dass du völlig vergisst, dass da irgendwelche Latenzen vom Mitspieler sind.

    Ich nutze EJam als Inspirations-Quelle. Um diese festzuhalten nutze ich Cubase auf einem anderen System.
    Aufnehmen tu ich nur mich selber. Bass Gitarre Keys, alles was ich (du) auf 2 Kanäle mixen kannst. (bzw einen Kanal, da Ejam im Endeffekt ja mono ist).
    Das funktioniert wunderbar!

    Als Drummer hast dus aber schwer! Am besten ist wenn der drummer beginnt und sich auf dem letzten Sitz befindet. (falls interesse besteht, kann ich gerne genauer darauf eingehen)

    Grundsätzlich ist wohl zu unterscheiden zwischen der Monitoring-Latenz seines eigenen Signals (Monitoring) und der Latenz beim Abhören des Mitspielers.

    Wenn man ein tightes Signal beim Monitoring haben will ist wohl die wichtigste Regel, sich NICHT selber über EJamming abzuhören. (inklusive der gängigen Regeln für das Monitoring). Was aber leider auch die Signaldifferenz der Spieler erhöht.

    Um nun die Signaldifferenz möglichst klein zu halten, sollten natürlich auch die Buffer Einstellungen der verwendeten Audio-I/Os so klein wie möglich sein.

    Die schlussendlich spürbare Latenz, dazu gehört auch die jeweilige Latenze des Audio-I/Os des Mitspielers, ist für jamming Verhältnisse wirklich passabel. Extremes Microtiming kann man natürlich nicht erwarten.

    Es gibt da noch ein paar Tricks, die ich gerne erläutere, falls interesse besteht…

    Ron Scherler

  5. Update zu 19 Jan 2012

    „Es gibt da noch ein paar Tricks, die ich gerne erläutere, falls interesse besteht…“

    Eigentlich ist Ejam so gedacht, dass man sich selber über den Ejam Monitor abhört:

    „You MUST hear your own music with the slight delay eJamming AUDiiO imposes on everybody’s music to keep you all in sync.“

    Doch ich kann das nicht ab, wenn ich mich (selber) verzögert höre.Hmmm..für mich funktionierts aber trotzdem. Wahrscheinlich weil eben darauf achte, das Ejam-Signal (Mitspieler) auch möglichst „kurz“ zu halten. So hab ich am Ende eine durchaus „jambare“ Latenz vom Mitspieler.

    –(KopfHörer sind auch gut um Latenzen zu minimieren)

    Wenn ich schon mal dran bin, beschreibe ich doch auch gleich noch was ich in EJam mit Cubase mache.

    Ejam ist dabei auf einem seperaten alten ausgedienten Rechner für die InternetVerbindung zuständig.

    Cubase ist Quasi das Instrument.

    Hab mir ein CubaseTemplate (geht auch mit den meisten anderen gängigen DAWs) mit mehreren AudioSpuren zum Aufnehmen gemacht.
    Dazu ein paar Midi Spuren für Instrumente.

    Controll-Room eingerichtet für den „Ejam-Mix“ (geht auch ohne).

    Kurz: ein Live Setup. Welches ich über diese Audio Karte zur Ejam Audiokarte (Transit wobei der Treiber für W7 noch immer nicht gemacht ist (2009)) schicke.

    Markier nen Loop, besser lang denn kurz, so 32 Bars ist mal ok.

    Dann nen Beat.

    Mitspieler spielt was.

    hmmm. nehm ich mal denn Bass.

    Record Button auf Spur 1.

    spiel 2 mal durch, wenns mir gefällt, lass ich die Spur Mitlaufen. E voilà.. Hände wieder frei.

    Der Mitspieler ist schon voll am Grooven.

    dann hab ich ja kurz Zeit mir die Klampfe zu Picken…oder Nein. besser erst noch nen Brass für ne schöne Backing Melodie. Ok, nur 8 Takte waren gut. „Controll D“ (pc) 1 2 3 4 . Loop voll. Hände endlich! frei für ein paar (hoffe) heisse Licks an der Klampfe.

    Wenn ich will kann ich einen der Durchgänge (Stacked-Mode in Cubase) als Doppelung auf eine seperate Spur verschiben, pannen, einmal Links einmal Rechts.

    Ich kann alles tun. Live in „Realtime“ in der ganzen Welt. IOI ok wie gesagt, mit Europäern funktionierts am Besten.

    So hab ich im nu einige Sounds und Ideen in „Studio“ Qualität gesammelt.

    Falls meine Gitarre so gut ist, dass man sie verwenden will: 24 Bit „InSync“ Datei ist vorhanden. Mit allen Backings die ich gemacht habe.

    Wenn ich dir nun noch sage, dass ich dann noch nen von mir „RemoteSetup“ genannten Pc per Vst-Link nutze, hälst du mich wohl vollends für verrückt.IOI

    Macht aber spass..

    Allerletzt will ich noch sagen, dass es wohl so aussieht, dass das Konfigurieren viel einfacher geworden ist, da es auch schon seit längerer Zeit dieses „Portforward-Programm“ gibt.

    „“Was mir an Ejam so gefällt ist, die Inspiration die ensteht, durch das Live spielen mit anderen Leuten, und diese Ideen und Feelings einfangen zu können.““

    „“The Magic of Music is in the Moment.

    And The Art of an Engineer is, to Capture this ..““

    Ron

  6. … und nochmals vielen Dank! :) Das wird vielen sicherlich helfen. Freut mich auch zu hören, dass es tatsächlich so gut funktioniert.

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