Filmkritik: My Name is Bruce

Poster: My Name is Bruce

Inhalt

Bruce Campbell (Bruce Campbell) ist gerade mit den Dreharbeiten zu seinem neuesten Film, dem grandiosen Cave Alien 2, beschäftigt, als ihn ein junger Fanboy* um Hilfe bittet. Er hat ungeschickterweise einen chinesischen Dämon erweckt, der nun jeden dahinmeuchelt, der irgendwie mit dem Fanboy verwandt ist – da er aus einer amerikanischen Kleinstadt kommt, ist das so ziemlich jeder dort.

Für den leidenschaftlichen Campbell-Fan ist die Sache klar: Nur Bruce selbst kann dank seiner ausgiebigen Monster-Metzel-Erfahrung (Evil Dead / Armee der Finsternis) dem Dämon Einhalt gebieten. Der wahre Fan übersieht dabei auch gewissenhaft, dass Bruces Karriere sich inzwischen im freien Fall befindet, Bruce selbst das arroganteste Arsch Hollywoods ist, er einen Teufel für seine Fans tun würde und sich permanent plump an Fanboys Mutter (und so ziemlich jede andere Frau) ranmacht.

Doch dank etwas sanfter Überredung mit einem Baseball-Schläger und der irrtümlichen Annahme von Bruce, dass die ganze Geschichte nur ein aufwändig inszeniertes Geburtstagsgeschenk seines Managers (Ted Raimi) ist, erklärt er sich bereit, den heldenhaften Kampf gegen den Dämon aufzunehmen.

Filmkritik

Chinesischer Dämin in My Name is Bruce

Wie man aus der Inhaltsbeschreibung wahrscheinlich schon entnehmen kann, ist My Name is Bruce eine Parodie – primär auf Bruce Campbell selbst, aber auch auf die Filme, in denen er mitgespielt hat.

„Getting you laid is hard enough without this Bruce Campbell factor.” (Kumpel zu Fanboy)

Am meisten bekommt dabei Bruce selbst ab. An ihm wird wirklich kein gutes Haar mehr gelassen – er ist unausstehlich, Alkoholiker, arrogant, feige und einfach generell widerlich. Die gesamte Crew seines aktuellen Films hasst ihn und Cave Alien 2 ist so schlecht, dass man ihn wahrscheinlich noch nichtmal auf Video veröffentlichen könnte. Auch sonst werden die gängigen Evil-Dead-Style-Horror-Klischees wunderbar überzeichnet. Beispielsweise wird so ziemlich jede „Grusel“-Szene in dicken künstlichen Nebelschwaden im Gegenlicht inszeniert.

Eines sollte man sich jedoch bewusst sein: My Name is Bruce ist Trash pur. Und das ist gut so. :) Man darf zu Recht bezweifeln, ob Outsider damit viel anfangen können. Durch diverse Referenzen auf Bruces filmische Vergangenheit würde viel verloren gehen, wenn man diese nicht kennt. Ganz zu schweigen davon, dass Leute, die Evil Dead nicht mögen, wahrscheinlich auch nicht kompatibel zu My Name is Bruce sein werden…

Leider schafft es der Film nicht durchgehend, sein Trash-Feuerwerk am Anschlag zu halten. Es gibt diverse Szenen, bei denen er abflacht. Auch von einem Spannungsbogen ist nicht viel zu spüren, My Name is Bruce besteht eher aus einer losen Aneinanderreihung von abstrusen Szenen. Meistens reicht die Stimmung auch in den schwächeren Momenten zu einem Schmunzeln – und die nächste beim Grabschen abgehackte Hand kommt bestimmt…

Grace Thorsen und Bruce Campbell in My Name is Bruce

Blut und abgetrennte Körperteile (primär Köpfe) gibt es natürlich regelmäßig zu sehen. In My Name is Bruce fliegen aber trotzdem weniger Fetzen, als man vielleicht erwarten würde. Die meisten Szenen konzentrieren sich mehr auf die „soziale“ Interaktion von Bruce mit seiner Umgebung.

„Next time you release an ancient demon, call this Buffy chick.“ (Bruce Campbell)

Fazit

My Name is Bruce ist eine wunderbar trashige Bruce-Campbell/Evil-Dead-Parodie, mit der Fans einen sehr unterhaltsamen Abend haben werden. Die leichten Schwächen verzeiht man als Fan problemlos, und Nicht-Fans werden wahrscheinlich um den Film eh einen großen Bogen machen. :)

Trailer

Übrigens

Regie führte Bruce Campbell selbst, das Drehbuch stammt von Mark Verheiden.

Wieder einmal haben sich bei diesem Film die üblichen Verdächtigen zusammengefunden. Neben Bruce Campbell findet man auch Ted Raimi in mindestens zwei Nebenrollen. Kameramann Kurt Rauf war Produktionsassistent bei Evil Dead. Komponist Joseph LoDuca schrieb schon die Musik für Evil Dead und eine Unzahl weiterer Bruce-Campbell-Kooperationen. Dass Sam Raimi nicht im Abspann auftaucht, ist da schon überraschend…

Eine Fortsetzung namens „My Name is Still Bruce“ ist bereits angekündigt.

* Fanboy nenne ich den Charakter nur deshalb, weil ich seinen Namen vergessen habe. Kurioserweise konnte ich auch im Internet nicht herausfinden, wie er heißt. Selbst die IMDb ist da etwas unklar (und liegt vermutlich sogar falsch).

Mehr Meinungen

„The film is little more than Campbell cracking self-deprecating jokes, making fun of his fans, and painting a bizarre portrait of himself as a despicable loser who’s been given an opportunity to redeem himself. It is a film that sets itself up for miserable failure, but succeeds because of Bruce Campbell.“ (David Walker / DVD Talk)

“Dass der Film dann letztlich doch nicht vollends überzeugen kann, liegt daran, dass die einzelnen und für sich genommen immer wieder überzeugenden Elemente recht lieblos aneinandergereiht wirken und sich nie zu einem aufregenden Ganzen vereinen wollen. Fans des Protagonisten wird das sicher nicht abhalten, und für Bruce-Campbell-Aficionados wurde der Film ja schließlich gemacht.” (Rochus Wolff / BlairWitch.de)

8 thoughts on “Filmkritik: My Name is Bruce
  1. Naja Trash-Filme sind eigentlich nicht so mein Ding, aber bei Bruce Campbell könnte man fast schon eine Außnahme machen.

    Gute, ausführliche Kritik übrigens. Hat mir sehr gut gefallen!

  2. Eigenartig – jetzt musste ich mir vorher überhaupt erstmal Filme mit Bruce anschauen. War irgendwie an mir vorbeigegangen. Aber anschließend war der Film wirklich klasse.

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