Ebnet Amazon den Weg für kostenpflichtige Blogs?

Bezahlinhalte haben es im Internet bekanntermaßen schwer. Meiner Meinung nach ist die berüchtigte Kostenlosmentalität der Benutzer nur teilweise daran schuld. Auf der anderen Seite mangelt es nämlich an einer vernünftigen Infrastruktur um niedrigpreisige Inhalte zu verkaufen. Niemand will seine Bankdaten rausrücken um einen Euro für ein Blogabo zu bezahlen. Selbst wenn man Sicherheitsbedenken außer Acht lässt dürften viele Nutzer auch einfach zu faul für die Zahlungsabwicklung sein.

Daran könnte Amazon nun etwas ändern. In den USA hat der „Buchhändler“ damit begonnen, Blog-Abos für den E-Book-Reader Kindle zu verkaufen. Im Kindle Store findet sich beispielsweise Boing Boing für 1,99 Dollar im Monat. Der Preis wird jeweils von Amazon festgelegt, als Autor hat man keinen Einfluss darauf. Die Obergrenze ist derzeit zwei Dollar. Über die Untergrenze weiß ich nichts, aber kostenlos gibt es wohl aus Prinzip nicht.

Unter Kindle Publishing kann sich im Prinzip jeder bei dem Programm anmelden, auch mit deutschsprachigen Inhalten.

Durch die gewaltige Marktmacht von Amazon wird der Bezahlprozess damit zu einer vernachlässigbaren Hürde. Wahrscheinlich kann eh schon ein Großteil der Leser eine 1-Click-Bestellung machen. Damit könnte Amazon ebenso eine kleine Revolution lostreten, wie Apple mit dem AppStore. Denn auch im Bereich der Mini-Applikationen war es früher schwer bis unmöglich Geld zu verlangen. Aber iPhone-Nutzer scheinen glücklicherweise kein Problem damit zu haben, ein paar Dollar für ein weiteres kleines Spielzeug auszugeben.

Einziger Haken: Amazon reicht nur 30% des Preises an den Autor weiter. Das Verhältnis finde ich ein wenig zu heftig. Und ob das Prinzip auch in Deutschland funktioniert, wo es ja bisher keinen Kindle-Boom gibt, bezweifele ich auch ein wenig.

(via Basic Thinking)

5 thoughts on “Ebnet Amazon den Weg für kostenpflichtige Blogs?
  1. Interessantes Konzept, an einen Erfolg glaube ich aber nicht. Wenn dann wirklich nur im Nischenbereich, bei spezialisierten Blogs über ein konkretes Thema.

    Das Problem ist ja auch, dass die Käufer dann etwas für ihr Geld erwarten. Dementsprechend sollte/müsste man qualitative Beiträge schreiben und das nicht nur einmal im Monat, sondern ständig.

    Achja und das Geld das Amazon weitergibt ist ja echt ein Witz …

  2. Zugegeben, vielleicht bin ich etwas zu optimistisch, wenn ich denke, dass die Zahlungsabwicklung das größte Problem ist. Aber auch dieses Mentalitätsproblem ist lösbar, denke ich.

    Gerade in einem Kontext wie dem Kindle Store, wo eh alle Inhalte kostenpflichtig sind, dürften die Leute auch generell eher anders eingestellt sein.

    Und die Preise für Blogs sind ja schon niedrig. 2 Dollar im Monat ist kein Preis, über den man sich als Kunde übermäßig den Kopf zerbricht. Und dieser Preis gilt ja auch nur für die „Stars“ unter den Blogs. Ich vermute mal, dass die privaten Hobby-Blogger bei einem Dollar oder weniger eingeordnet werden.

    Und jetzt überlege mal, wieviel Leistung man für einen Dollar wohl erwarten wird. Da konkurriert man ja im Wesentlichen mit einer Cola (aber auch nur wenn man sie im Supermarkt kauft).

    Ich persönlich würde wahrscheinlich für sehr viele Blogs aus meinem Feedreader solche Preise bezahlen.

    Im konkreten Fall gibt es allerdings noch ein Problem: Die Art der Inhalte dürfe für den Kindle-Konsum häufig unpassend sein. Gerade mein Beispiel Boing Boing ist ja ein typisches Link-Blog. Die Inhalte bringen nicht so wirklich viel, wenn man den Links nicht folgen kann. Sowas ist halt für Geräte wie den Kindle eher ungeeignet. Aber es gibt ja auch genug Blogs, die längere Artikel schreiben.

  3. Kann mir auch nicht vorstellen, dass man in Deutschland damit wirklich Erfolg hat, insbesondere weil der Kindle doch hier wirklich von keiner großen Masse genutzt wird und die meisten eh nicht sonderlich viel von dem Gerät halten. Bin dennoch sehr gespannt, wie sich die ganze Sache weiterhin entwickelt.

  4. Durchaus interessante Geschäftsidee, die nur einen Haken hat: Es gibt Millionen Gratis-Blogs. Wer bezahlt also für den Blog eines „Unbekannten“? Klar: Wenn ein Stephen King für Amazon bloggen würde, abonnierten unzählige Leute diesen Blog. Aber wer bezahlt denn für den „Über dies und das“-Blog von Heinzi aus Wuppertal?

  5. Das Problem ist nicht so viel anders als beispielsweise bei Büchern. Da gibt es auch endlos viele von Autoren die keiner kennt. Trotzdem funktioniert es.

    Im Blog-Bereich kommen natürlich noch ein Haufen „Katzenblogs“ dazu, für die wahrscheinlich wirklich niemand bezahlen wollen würde. Muss man aber ja auch nicht. Es hat ja niemand gefordert, dass restlos jedes Blog in einem Bezahlsystem vertreten sein muss. :)

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