Howard (Sam Shepard) ist Cowboy-Darsteller und dreht gerade einen neuen Western. Sein Leben lang hat er eigentlich nichts anderes getan. Er ist ein Filmstar, er ist ein Einzelgänger, er ist ein Frauenheld und er ist verschwunden.
In der Hoffnung, sein stereotypes Leben hinter sich zu lassen hat er sich – zu Pferd – von der Produktion abgesetzt. Das Film-Team ist ohne seinen Hauptdarsteller ziemlich aufgeschmissen und die Versicherung besteht darauf die Dreharbeiten fortzusetzen. Also wird ein Versicherungsagent (Tim Roth) damit beauftragt, Howard zu finden.
Dieser hat in zwischen von seiner Mutter (Eva Marie Saint) – die er seit Jahrzehnten nicht gesehen hat – erfahren, dass eine seiner zahlreichen Geliebten – ebenfalls vor Jahrzehnten – ein Kind von ihm bekommen hat. Also begibt er sich auf die Suche nach seinem Nachwuchs…
„Don’t Come Knocking“ erzählt von Begegnungen. Begegnungen zwischen einem Vater und seiner „Familie“ für die er nie da war. Begleitet wird die „ganz einfache Geschichte“ (Wim Wenders) von den wunderschönen Bildern des Kameramanns Franz Lustig. Leider schafft es der Film trotz der schönen Bilder nicht wirklich, den Zuschauer zu fesseln. Die ruhige Erzählweise, die in „Land of Plenty“ noch hervorragend funktionierte, führt in diesem Film eher zu Langeweile. Die wenigen Lichtblicke sind hauptsächlich absurde Momente wie singende Golfspieler am Straßenrand, die ein wenig an David Lynch erinnern. Für einen 122-Minuten-Film ist dies jedoch zuwenig.
Positiver war der Besuch von Regisseur Wim Wenders höchst persönlich nach der Vorstellung im Freiburger Friedrichsbau. Trotz des etwas schwächelnden Films kann man es nicht anders sagen: Der Mensch ist einfach cool. Ich habe selten jemand so locker und entspannt vor einer so großen Menschenmenge stehen sehen. Etwas Ähnliches wie eine Ansprache hatte er – zum Glück – nicht vorbereitet („Ich selbst denke, der Film hat keine Fragen offen gelassen“). Stattdessen beantwortete er geduldig alle Fragen und gab so ein paar schöne Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films.
Das Ende beispielsweise stand so nicht im Drehbuch, sondern entstand spontan, weil Wim Wenders das Straßenschild mit den zwei Zeilen „Wisdom 52 [Meilen]“ und „Devide 1“ so gut gefiel. Das ursprüngliche Ende ist nach wie vor im Film (die letzte Szene mit Howard), das spontane neue Ende wurde einfach hinten angefügt. Schade eigentlich, denn das Ursprüngliche erscheint passender.
Generell neigt Wim Wenders offensichtlich dazu, einigen Aufwand – sowohl inhaltlich als auch organisatorisch – auf sich zu nehmen, um an besonders schönen Stellen drehen zu können. Der wunderschöne Felsen in der Anfangseinstellung zum Beispiel erforderte einen endlosen Kampf um die Dreherlaubnis, und Howard die Geisterstadt am Anfang des Films wurde auch nur ausgewählt, weil dort ein moderner Beton-Metall-Großbriefkasten vor verfallenen Ruinen steht.
Leider hatte Franz Lustig, der ursprünglich auch kommen wollte, keine Zeit. Als Ausgleich startete Wim Wenders eine kleine „Telefonkonferenz“ mit seinem Handy. Für Franz Lustig war dies das erste Mal überhaupt, dass er auf echtem Film-Material drehte. Er war zuvor schon Kameramann bei Land of Plenty, aber der Film entstand noch mit günstigerer digitaler Aufnahmetechnik.
Eigentlich schade, dass der Film selbst nicht so beeindruckend war, aber der Besuch von Wim Wenders machte diesen „kleinen“ Nachteil problemlos wieder wett.