E.on will demnächst seine Tochterforma Thüga verkaufen. Thüga ist eine Beteiligungsgesellschaft, die Anteile an diversen regionalen Energieversorgern hält. Die Freiburger Bürgerinitiative Energie in Bürgerhand sieht darin eine große Chance: Sie wollen Anteile der Thüga erwerben und somit Einfluss in der Energiewirtschaft erlangen.
Die Ziele der Initiative sind recht umfangreich:
- Demokratisierung der Energiewirtschaft
- Dezentralisierung der Energieerzeugung
- Ausstieg aus der Atomenergie
- Förderung klimafreundlicher Stromerzeugung
- Ausbau der erneuerbaren Energielandschaft
- Förderung der Energieeinsparung und Energieeffizienz
- Ehrliche Preise und klare Strukturen
- Bürger vor Ort an Energiefragen stärker beteiligen
Für eine Bürgerinitiative ist das ein stolzes Unterfangen. Thüga hat einen Jahresumsatz von 15 Milliarden Euro. Um zumindest ein paar Prozente des Energiegiganten ergattern zu können, will Energie in Bürgerhand bis zum Jahresende 100 Millionen Euro zusammenbekommen.
Bisher scheint der Plan gut anzulaufen. 15 Millionen hat Energie in Bürgerhand laut Spiegel Online bereits zusammen. Stapelweise Post und Faxe gehen täglich ein, viele davon mit Geldzusagen.
Wer mitmachen will kann Genossenschaftsanteile an Energie in Bürgerhand kaufen. Ab 500 Euro ist man dabei. Dadurch unterstützt man nicht nur die Initiative, sondern kann das ganze auch als Geldanlage betrachten. Denn über die Genossenschaft wäre man dann auch an den Gewinnausschüttungen der Thüga beteiligt, oder könnte vom gesteigerten Wert der Genossenschaftsanteile profitieren.
Spiegel Online schätzt das Risiko für Investoren als relativ gering ein:
„Wirklich gefährlich ist die Investition freilich nicht. Sollte der Coup gelingen, liegt das Geld in einer ziemlich vielversprechenden Branche. Scheitern die Freiburger, wird alles zurückgezahlt.“ (Spiegel Online)
Ich selbst habe das Angebot aber nicht im Detail überprüft! Man sollte sich vorher also wirklich gut informieren, bevor man Geld in Energie in Bürgerhand pumpt. Schließlich geht es um nennenswerte Summen und zumindest theoretisch kann auch ein solider Konzern kollabieren – in dem Fall wäre das Geld futsch.
Oder, etwas plastischer ausgedrückt:
„Nun, wenn immer jemand im Internet Geld von einem will, muß man vorsichtig sein. Ich kenne diese Leute nicht, das könnte auch ein Nigeria Scam sein :-)“ (Fefe)
Die Idee ist jedenfalls sehr cool und ich drücke die Daumen, dass das Projekt auch wirklich so cool ist, wie es sich anhört.
Stromrebellen planen Coup gegen Konzerne (Spiegel Online)
Genossen haben keine Chance auf Thüga-Anteile (Badische Zeitung)
(Dieser Artikel entstand ursprünglich für die Finanzkommune)
Ich frage mich, wie die Initiative mit so wenigen Anteilen ihre Forderungen durchsetzen will.
Ich glaube, das Ziel ist eher generell ein wenig Einfluss zu haben. Ich denke nicht, dass sie sich die Illusion machen, dass sie mit den paar Prozent ihre Ideale einfach umsetzen können. Aber als Miteigner müssten sie zumindest gehört werden, denke ich.