3 Grundlagen eines journalistischen Blogartikels

Schreiben

Häufig ist Bloggen einer journalistischen Tätigkeit nicht unähnlich. Viele Blogartikel bestehen aus einfacher Berichterstattung – wie so manch klassiches Medium auch. Warum also sollte man nicht grundlegende journalistische Techniken auf Blogartikel anwenden?

Drei Dinge gilt es zu beachten, um dem eigenen Artikel einen „journalistischen Touch“ zu geben:

  • hierarchische Gliederung
  • einfacher Schreibstil
  • Objektivität

Das Wichtigste zuerst

Nachrichten und auch Blogartikel werden von den meisten Lesern nur überflogen. Sie wollen schnell wissen, worum es geht, und ob es sich lohnt weiterzulesen. Im Internet wird dieser Effekt noch verstärkt, da die Menschen hier besonders zum schnellen „Scannen“ von Texten neigen.

Eine rein chronologische Berichterstattung wäre daher unpassend, da die Leser beim anlesen des Artikels nicht schnell genug seine Relevanz abschätzen können – und im Zweifelsfall einfach weitersurfen. Stattdessen kann man Artikel hierarchisch gliedern. Die wichtigste Information kommt zuerst, danach folgen die weniger wichtigen Details. Einen hierarchisch gut aufgebauten Artikel erkennt man daran, dass man ihn fast problemlos von unten her kürzen kann.

Bei längeren Artikeln empfiehlt sich ein kleiner Vorspann („Lead“) am Anfang des Textes. Dieser Vorspann ist im Wesentlichen eine sehr kompakte Zusammenfassung des Artikels. Auch dieses Element erleichtert dem Leser die Orientierung.

Verständlichkeit

Journalistische Artikel sind nicht der Ort um sich schriftstellerisch auszutoben. Ein journalistischer Text muss vor allem verständlich sein. Menschen lesen Nachrichten nicht um sich an ausgefeilten Textkünsten zu erfreuen, sondern um möglichst schnell Informationen zu erfassen. Auch hier verschärfen die Lesegewohnheiten von Internetbenutzern das Problem wieder. Menschen lesen online weniger konzentriert und weniger geduldig.

Hier einige Tipps um Texte so zu schreiben, dass sie leicht zu verstehen und angenehm zu lesen sind:

  • Genau und treffend formulieren
  • Kurze Sätze schreiben, möglichst keine Sätze verschachteln
  • Begriffe und Abkürzungen erklären
  • Aktiv statt passiv formulieren
  • Nominalisierungen vermeiden
  • Füllwörter einsparen
  • Keine Klischees verwenden

Objektivität

Journalistische Nachrichten müssen Objektiv sein. Das bedeutet zum einen, dass erstmal alle Fakten genannt werden. Idealerweise prüft man die Fakten auch irgendwie nach. Als Hobby-Blogautor kann man sich diesen Aufwand meisten leider nicht leisten. Dennoch sollte man zumindest kurz kritisch darüber nachdenken, ob die Quelle denn verlässliche Fakten zur Verfügung gestellt hat. Im Zweifelsfall kann man dann doch mal eine andere Quelle bemühen, oder zumindest im Artikel auf die Unsicherheit hinweisen.

Ebensowenig wie man falsche Fakten nennen sollte, sollte man wichtige Fakten auslassen. Durch gezieltes Auslassen von Informationen kann man die Aussage in eine andere Richtung drehen, obwohl man „technisch“ noch immer die Wahrheit sagt.

Es gibt auch einen klaren Unterschied zwischen der Berichterstattung und eigenen Kommentaren. Letztere sollte man nicht mit dem eigentlichen neutralen Bericht vermischen. Bei Blogartikeln macht die persönliche Meinung zwar teilweise den Reiz des Mediums aus, dennoch kann man auch hier Meldung und Kommentar trennen. Ich schreibe daher für gewöhnlich entweder einen kompletten Kommentar, oder stelle bei Mischformen meine Meinung ans Ende um eine Trennung zu erreichen.

21 thoughts on “3 Grundlagen eines journalistischen Blogartikels
  1. Danke für den Artikel.
    Ich werde in Zukunft mal versuchen meine Meinung an den Schluss zu stellen.

    Der Punkt „genau und treffend formulieren“ finde ich toll, aber da kann ich nichts damit verknüpfen. Das ich das machen soll, dachte ich mir schon, aber mir gelingt es (noch) nicht.

  2. Freut mich, dass Dir mein Artikel gefällt. :)

    Von wegen „genau und treffend“: Häufig neigt man ein wenig dazu, um den eigentlichen Punkt herumzureden. Mir fällt jetzt so spontan (und um die Uhrzeit *g*) leider nur ein etwas schrottiges Beispiel ein:

    „Das Schiff bekam Probleme und kehrte nicht zurück“. Besser wäre: „Im Sturm fiel der Motor aus und das Schiff kenterte.“

    Vielleicht bist Du ja aber schon automatisch genau und treffend, und Du kannst deswegen mit dem Tipp nicht so viel anfangen. :)

  3. Argh… erwischt. :)

    Wenn man ein Verb nominalisiert, dann verwandelt man es in ein Hauptwort. Wenn man das zu sehr macht, klingt der Text ziemlich steif – etwa so wie eine Vorschriftensammlung.

    Hmm… ist Nominalisierung dann eigentlich in sich schon eine unnötige Nominalisierung? :)

  4. Danke für die eigentlich simplen Tipps, die aber erstmal angewendet werden wollen!
    Das mit der Gliederung wird für mich nur nebensächlich sein (zu kurze Meldungen). Aber die Anmerkung mit dem ,die Besucher lesen nur an‘ versuche ich zu beachten! Sprich, die Botschaft bereits im ersten Satz oder Absatz bringen, möglichst hervorgehoben (z.B. Fett-Druck). CU!

  5. Toller Artikel! Ich neige nämlich oft dazu die Artikel komplett chaotisch aufzusetzen, werde aber mal die Tipps hier beherzigen! Finde die Infos gut auf den Punkt gebracht!

    Vielen Dank
    LG Eva

  6. Eigentlich sind das gute Vorschläge, die ich jedoch nicht generell auf alle Blogs anwenden würde. Es stimmt schon, dass Leser immer weniger Zeit zum Lesen aufwenden und nur kurz Informationen suchen – auch ich bekenne mich schuldig ;-) . Es gibt aber auch Blogs die nicht nur informieren wollen, sondern auch (oder vor allem) unterhalten. Diesen Blogs schadet ein weniger strikter Aufbau nicht unbedingt.

  7. Ja, für Seiten mit Infos sind diese journalistischen Techniken, wie es mir erscheint, sehr geeignet. Jetzt brauchen Wir nur noch ein paar Werbetechniken für Seiten Die etwas verkaufen sollen.

  8. Ich habe bis jetzt eigentlich immer nach frei Schnauze geschrieben, aber vielleicht sollte ich das ja mal ausprobieren, kann ja nur besser werden.

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