Videoüberwachung in Berliner U-Bahnen bringt fast nix

Nachdem bekannt wurde, dass die zahlreichen Überwachungskameras in London nichts bringen, legt nun Berlin nach:

» Videoüberwachung in den U-Bahnen bringt keinen Sicherheitsgewinn

2006 wurde in Berlin in mehreren U-Bahn-Linien ein Pilotprojekt zur Videoüberwachung gestartet. In drei Linien wurden Kameras installiert, unter der Auflage auch eine Evaluation des Projektes durchzuführen. Das ernüchternde Zwischenergebnis der Evaluation:

„Eine Veränderung der Kriminalitätsrate zeichnet sich aufgrund der Einführung der Videoaufzeichnung bisher nicht ab.“ Mit dem Einsatz der Kameras sei „keine erhebliche Veränderung der Sicherheitslage in der Berliner U-Bahn zu erwarten“. (S. 6)

Interessanterweise will die Berliner Verkehrsgesellschaft diese Erkenntnisse nicht akzeptieren. Sie haben stattdessen den Evaluationsauftrag gekündigt und wollen nach Ablauf der Pilotphase, die Videoüberwachung auf alle 170 U-Bahnhöfe ausweiten.

Der BVG-Vorstandsvorsitzende Thomas Necker begründete diesen Schritt in einem internen Schreiben damit, „dass eine Verbesserung der objektiven Sicherheit für unsere Fahrgäste bei derzeit festzustellenden steigenden Kriminalitätszahlen im Bereich des ÖPNV in Berlin mit dieser Art der Evaluation nicht nachgewiesen werden kann.“

Wie gut, dass mit Überwachungsprojekten so verantwortungsvoll umgegangen wird…

(via Fefe)

5 thoughts on “Videoüberwachung in Berliner U-Bahnen bringt fast nix
  1. Stellt sich die Frage was sie mit diesen Kameras erreichen wollen. Sollen diese nur zur Abschreckung dienen oder wollen sie tatsächlich Leute mit Hilfe der Kamera zur Rechenschaft ziehen. Wobei ich Letzteres bezweifle, da sich wohl kaum jemand die Mühe machen wird von einen Taschendieb ein Phantombild zuerstellen und dann nach ihm fahnden. Aber wenigstens können sie dann bei den von Herrn Schäuble vorhergesagten Terrorangriffen sehen was passiert ist…

  2. @SEONaut: Laut der Statistik bringt es in London und Berliner U-Bahnen auch präventiv nichts – die Straftaten sind nicht weniger geworden.

    @Markus: Der Artikel sagte auch, dass der Aufwand der Video-Auswertung ziemlich hoch sei.

    Eine umfassendere Auswertung von Videodaten zur Aufklärung von Straftaten wäre angesichts des enormen Personalaufwands kaum effektiv: Für die Bearbeitung der 261 Anfragen wurden 330 Arbeitsstunden benötigt, um das Videomaterial auszuwerten. Wenn ab 1.1. 2008 auf allen U-Bahnhöfen Videodaten aufgezeichnet und zugleich die Aufklärungsquote erhöht werden sollte, stiege der Technik- und Personalbedarf enorm an.

  3. das ganze ist wohl weniger als abschreckung an die täter gerichtet, als vielmehr an das subjektive sicherheitsempfinden der reisenden,
    ein guter ruf ist alles!

  4. Hi,mich würde interessieren, wie das jetzt rund zwei Jahre später ausschaut. Gibt es neue Zahlen? Ich habe leider nichts ad hoc gefunden.LG

Comments are closed.