Filmkritik: Schmetterling und Taucherglocke (Le Scaphandre et le papillon)

Poster zu “Schmetterling und Taucherglocke”

Inhalt

Jean-Dominique Bauby (Mathieu Amalric) ist ein erfolgreicher Redakteur, verheiratet und Vater dreier Kinder. 1995 erleidet er einen Hirnschlag und ist ab diesem Moment vollständig gelähmt. Nur sein linkes Auge kann er noch kontrollieren. Er ist zwar geistig wohlauf und seine Wahrnehmung funktioniert, aber in seinem Körper ist er praktisch gefangen – daher auch der Name für diesen Zustand, Locked-in-Syndrom.

Seine einzige Möglichkeit zur Kommunikation ist sein Auge. Einmal Blinzeln für Ja, zweimal Blinzeln für Nein. Sätze bildet er, indem ihm jemand das Alphabet vorliest und er dann blinzelt, wenn der Buchstabe kommt, den er schreiben möchte.

Schmetterling und Taucherglocke erzählt aus der Sicht von Jean-Dominique Bauby, wie er mit diesem Schicksal umgeht und sich an Momente aus seinem vergangenen Leben zurückerinnert.

Rezension


Schmetterling und Taucherglocke (Originaltitel: Le Scaphandre et le papillon) basiert auf einer wahren Gegebenheit und dem gleichnamigen Buch. Jean-Dominique Bauby diktierte dieses Buch in der Tat selbst mit seinem Auge.

Ungefähr das erste Drittel des Films zeigt wie Jean-Dominique im Krankenhaus aufwacht und mit dieser neuen Situation konfrontiert wird. Die meiste Zeit ist das Geschehen auch aus seiner Sicht gefilmt – mit viel wackeln, Blinzeln und Unschärfen. Man hört seine Gedanken als Stimme, die das Geschehen immer wieder kommentiert.

Dieses erste Drittel von Schmetterling und Taucherglocke ist das Interessanteste. Jean-Dominique ist erst geschickt und verzweifelt lernt dann aber mit Hilfe zweier attraktiver Ärztinnen sich über sein Auge mitzuteilen.

Dann passiert nichts mehr.

Das ist jetzt natürlich etwas überspitzt formuliert, aber so fühlte es sich an. Ich war vom ersten Drittel schon nicht gerade mitgerissen, aber der Rest des Films hat mich zu Tode gelangweilt. Selten habe ich in einem Film so oft das Verlangen gehabt auf die Uhr zu sehen. Schmetterling und Taucherglocke ist gefühlte zwei Stunden zu lang.

Noch dazu habe ich mich ununterbrochen gefragt, warum Jean-Dominique Bauby nicht einfach Morse-Code gelernt hat. Diese Buchstaben-Vorlese-Methode ist so unheimlich uneffektiv, da muss es tausend schnellere Methoden und Optimierungen geben. Weiß jemand, ob das in der Realität auch so war, oder ob das nur in der Film-Adaption so extrem ist?

Auch die Gedanken von Jean-Dominique fand ich mehr nervig als rührend oder sonst was. Häufig waren sie einfach nur eine Ansammlung dummer Sprüche.

Wenn man bedenkt, dass das alles ungefähr so wirklich passiert ist, ist das natürlich alles ganz schrecklich. Aber das macht den Film an sich nicht besser. Er war auch weniger schockierend als erwartet. Als ich das Stichwort Locked-in-Syndrom hörte stellte ich mir Leute vor, die überhaupt gar nicht mehr mit der Außenwelt kommunizieren können und allem total hilflos ausgeliefert sind. Welch schreckliche Vorstellung, sich nicht bemerkbar machen zu können, wenn man beispielsweise Schmerzen hat. Wenn man keine Wünsche zur Beschäftigung (z.B. Fernsehprogramm) äußern kann. Einfach nur daliegen… Als Jean-Dominique sich dann doch verständigen konnte ging es ihm im Vergleich zu dieser Horror-Vorstellung ja fast noch relativ gut.

Fazit

Krasse Vorstellung, dass das wirklich geschehen ist. Schmetterling und Taucherglocke selbst ist aber hauptsächlich langweilig.

Trailer

Informationen

IMDb-Wertung: 8.2/10
Meine Wertung: 1,5/5
Regie: Julian Schnabel
Drehbuch: Ronald Harwood
IMDb: Scaphandre et le papillon, Le (2007)

10 thoughts on “Filmkritik: Schmetterling und Taucherglocke (Le Scaphandre et le papillon)
  1. Das Locked-in-Syndrom ist schon ein tragisches Schicksal. Aber der Film hört sich ja jetzt echt nicht so prickelnd an. Das ist immer das Risiko, wenn man sich an wahren Begebenheiten hält. Gibt es denn zwischendurch nichts was dem Film Leben einbleucht?

  2. der Film klingt für mich leicht eintönig. Nichts desto trotz werde ich mir diesen Film auch ansehen. Danke für die Rezession!

  3. Ich habe den Trailer schon vor einiger Zeit gesehen und da fand ich das ganze schon ziemlich spannend und ergreifend. Ob in diesem Trailer dann die besten Szenen aus dem ganzen Film zusammengefasst sind, um ihm Spannung zu geben? Wäre mal interessant zu wissen, denn dann schau ich mir den Film nicht an, ansonsten geh ich da doch noch rein.

  4. Für mich ist -Schmetterling und Taucherglocke-, ein Film wie kein anderer. Kaum eine andere Darstellung kann die Verletzlichkeit von Leben der Gesundheit, des Glücks schlechthin, derart eindringlich beschwören.

  5. Ich finde absolut nicht, dass de Film langweilig ist. Man muss den Film nur einmal richtig an sich rann lassen. Man muss zwischen den Zeilen lesen und nicht einfach oberflächlich behaupten, er sei langweilig. Am Besten müssten man noch das Buch zum Vergleich lesen. Als ich Buch und Film das erste Mal las bzw. sah, fand ich beides nicht wirklich prickelnd, aber als ich mich wirklich mal mit den beiden Werken auseinander gesetzt habe, war ich sehr beeindruckt.

    Schon allein die Szene, die öfter im Film vorkommt, wo er unter Wasser in einer Taucherglocke gefangen ist, ist so prägnant und viel aussagend.. Wie er versucht, aus der Taucherglocke heraus zu kommen und es nicht schafft. Diese Angst in seinen Augen..

    Außerdem finde ich es höchst interessant, wie er sich früher gesehen hat.. wie er sich heute von früher aus sieht und, wie er sich heute sieht.. Einfach immer dieser Kontrast zwischen Vergangen und Gegenwart. Zusätzlich finde ich die Reaktionen seiner Familie und „Freunden“ sehr aussagekräftig. In solchen Situationen wird einem erst die Hilflosigkeit, die auch von den nicht Geschädigten kommt, bewusst.
    Außerdem hat er trotz dieser Aussichtslossigkeit 1. diesen Mut noch zu leben und 2. das mit einer unglaublichen Ironie herüber bringt (im Buch).. Im Film geht das Humorvolle leider verloren, was den Film aber nicht weniger als kleines Kunststück aussehen lässt.

    Also nix mit Langerweile!!!!

  6. Ich bleibe zwar bei meiner Meinung (und kann inzwischen auch nicht mehr wirklich mitreden, da es schon zu lange her ist, dass ich den Film gesehen habe), aber an dieser Stelle vielen Dank für die so detailliert ausgeführte Gegenmeinung. Es ist immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Filme von verschiedenen Menschen aufgenommen werden. :)

  7. Nachdem meine Tochter selbst mit 16 Jahren Locked in Patientin wurde, habe ich den Film vor einem Jahr in einer Selbsthilfegruppe angeschaut. Es war für mich ein dramatisches Erlebnis und hat mich sehr bewegt. Immer wieder versuche ich, mich in die Lage meiner Tochter hineinzuversetzen. Heute ist es so, daß das Buchstabieren ganz gut klappt, meine Tochter sich durch Gesichtsmimik (Lachen, Weinen) bemerkbar machen kann.

  8. Ein absolut gefühlvoller Film, der auf mich keinesfalls langweilig wirkte, vielmehr sehr „unter die Haut“ ging.

    Meine Meinung: nicht geeignet für schnelllebige und oberflächlich fühlende Menschen -sorry-

    Ulla

Comments are closed.