Linksradikale gegen Rechtsradikale in Stuttgart

Straßenkampf?

Dramatische Szenen spielen sich in Stuttgart ab. Eine Kundgebung von ungefähr 300 Rechtsradikalen trifft auf erbitterten Widerstand der Linksradikalen. Nur mit Mühe kann die Polizei die beiden auseinanderhalten und wird dabei selber in Straßenkämpfe verwickelt. Flaschen, Feuerwerkskörper und andere Geschosse werden gegen die gepanzerten Polizeieinheiten geschleudert. Die Stuttgarter Innenstadt droht im Chaos zu versinken.

Das dürfte so in etwa der Tenor der Medien über den letzten Samstag in Stuttgart sein. Auf mich und Erik wirkte das Geschehen allerdings weit harmloser.

In der ganzen Innenstadt war Polizei verteilt, doch zu Beginn war keine Demonstration zu finden. Zuerst trafen wir auf eine kleine Kundgebung der Linkspartei, dann auf eine weitere linke Versammlung. Letztere war allerdings recht gut von der Polizei umstellt. Plötzlich fuhren dann alle Polizeiwagen mit Blaulicht davon, und die gepanzerten Polizisten rannten im Laufschritt hinterher, dahinter wiederum folgte dann ein größere Masse an Linken – ein lustiges Bild.

Flaschen fliegen

Dieser chaotische Klumpen traf dann an einem größeren Platz auf eine Straßensperre der Polizei. Dort flogen in der Tat Flaschen (~3) und ein Feuerwerkskörper, wovon sich die Polizei aber nicht wirklich beeindruckt zeigte. Die meisten „Geschosse“ bestanden ohnehin aus Schnee. Eine bedauernswerte Polizistin bekam einen Schneeball mitten aufs Visier, was für allgemeine Belustigung sorgte – bei den Linksautonomen und der Polizistin selber.

Nach einer Weile wurde klar, dass die Straßensperre wohl dauerhaft dort bleiben würde. Die ersten Linken begannen bereits nach Hause zu gehen. Also beschlossen wir, einfach einmal außen herum um das abgesperrte Areal zu wandern. In den ersten Seitenstraßen waren noch einige Linke, aber je weiter nach hinten wir kamen, desto weniger wurden sie.

Rechtsradikale

Erik entdeckte dann einen kleinen Weg über einen Spielplatz, der uns direkt zwischen die rechte Demonstration und eine weitere Straßensperre führte. Wir waren ziemlich überrascht, dass sonst niemand diesen Weg entdeckt hatte. Auch die Polizei schien uns nicht wirklich wahrzunehmen, also konnten wir in Ruhe ein paar Fotos machen. Vermutlich kam sonst kaum ein Gegendemonstrant so nah an die Neonazis heran, wie wir. Erst als ein paar grölende Linke durch den selben Schleichweg kamen, wurden wir von der Polizei weggeschickt. Na super.

Der große Teil der linken Gegendemonstration stemmte sich noch immer gegen die große Straßensperre der Polizei – die allerdings in der Parallelstraße war und somit garnicht zu den Rechten führte. Auf dem weiteren Rundweg entdeckten wir, dass man in eben diese blockierte Straße ganz unbehelligt von der anderen Seite hereinlaufen konnte. Warum der linke Block dieser Sperre dennoch so viel Aufmerksamkeit schenkte, war uns schleierhaft.

Der bedrückendste Moment des Tages kam dann, als sich eine Horde gewalttätiger Demonstranten auf einen mutmaßlichen Neonazi stürzte, der außerhalb des schützenden Polizeirings auftauchte. Es dauerte eine schreckliche halbe Minute, bis endlich ein Polizeitrupp zu Hilfe eilte. Ich weiß nicht, ob das Opfer wirklich ein Rechter war, oder was es gesagt hat. Die körperliche Aggression ging aber ganz eindeutig nur von dem linken Mob aus – das Opfer selbst hatte niemanden angerührt oder auch nur bedrohlich gewirkt.

Irgendwann wurde die rechte Versammlung dann für beendet erklärt. Die Linken bauten sich an der hinteren Blockade auf, um den Abzug zu stören. Die Polizei wiederum richtete sich in Richtung der Linken aus und verstärkte sich ein wenig. Als immer mehr Linke auf dieser Seite eintrafen dachten wir uns „hmm… eigentlich könnten sie sich jetzt ja einfach umdrehen und in die andere Richtung ungestört weglaufen“. Also begaben wir uns auf die andere Seite.

Kaum bewachte Straßenseite

Dort standen gerademal 5-10 Polizisten und weniger als fünf Gegendemonstranten. Nachdem wir ein wenig mit der Polizei geplaudert hatten (die etwas genervt war, dass sie sich den ganzen Tag die Füße abfrieren muss), passierte tatsächlich genau das, was wir vermutet hatten: Die ganze rechte Versammlung zog über die praktisch offene Seite problemlos ab. In drei Bussen wurden sie schließlich weggefahren – nicht ohne uns von dort aus unfreundliche Gesten entgegenzuwerfen.

Alles in allem war der Tag also garnicht so wild, wie man manchen Medienberichten entnehmen konnte. Allerdings haben wir den Zusammenstoß zwischen einer Gruppe Neonazis und Linken, bei dem angeblich zahlreiche Menschen verletzt wurden, nicht mitbekommen.

Die Polizei in Stuttgart scheint relativ friedfertig zu sein. Wir wurden zwar mehrfach weggeschickt, aber nur ein Polizist war dabei unfreundlich und nicht einer war aggressiv. Sie schienen die Lage auch recht gut unter Kontrolle gehalten zu haben, denn zumindest in unserer Anwesenheit ist nicht allzuviel passiert.

Ein weniger gutes Bild gab das linke Spektrum – zu dem ich mich eigentlich auch selber zähle – ab. Es war schon sehr überraschend, wie unorganisiert und planlos sich die Gegendemonstranten auf dem großen Platz vor einer Polizeisperre versammelt haben, obwohl man diese ganz problemlos hätte umlaufen können. Zudem ist Gewalt gegen Polizei ziemlich scheiße. Ebenso inakzeptabel ist es in einer Gruppe auf wehrlose Menschen loszugehen – selbst falls diese Neonazis sein sollten.

Die Rechtsradikalen hingegen waren einfach nur handlungsunfähig. Ihre Demonstration blieb nach wenigen hundert Metern hoffnungslos stecken. Mitten in einem großzügig abgesperrten Gebiet und dennoch eng umzingelt von der Polizei müssen sie sich ziemlich dämlich vorgekommen sein. :)

Das muss man den Linken zugestehen: Sie haben durch ihr glücklicherweise zahlreiches Erscheinen erfolgreich gezeigt, dass auch Stuttgart kein Raum für Rechtsradikale ist.

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2 thoughts on “Linksradikale gegen Rechtsradikale in Stuttgart
  1. naja wir komme wieder in stuttgart hatte die scheiß antifa glück, stuttgart bleibt ne nationalbefreite zone, [Nazigruß gelöscht]

  2. Nunja, „Glück“ trifft es nicht so gut wie „das Linke Spektrum ist in Stuttgart einfach stärker vertreten“ oder „keiner will euch hier“.

    Von Nazis befreit scheint Stuttgart aber in der Tat zu sein.

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