Atmosphäre der Angst

Dunkelheit

Es ist Nacht. Die Straßen sind ruhig und abseits der Laternen beginnt das Reich der Schatten. Für mich ist es genau die richtige Zeit um durch die Stadt zu schlendern, fernab der Hektik des Alltags, fernab von regelmäßiger Terrorismus-Panikmache.

Ich denke nach. Grübele über Menschen, die aus Angst ihre Bürgerrechte einschränken lassen, über die Farbe von Schatten und die Schönheit dunkler Momente. Irgendwann muss schließlich auch ich den Heimweg antreten und bewege mich zur nächsten Bushaltestelle.

Dort steht ein Mann. Er steht einfach nur dort. Allein. Regungslos. Seltsam steif steht er dort, direkt vor einer leeren Bank. Seine Arme hängen starr an der Seite seines dicken Mantels herab. Unbeirrt starrt er einfach nur gerade aus, sein Kopf ist genauso versteift wie der Rest seines Körpers.

Niemand sonst scheint in der Nähe zu sein. Nur in einem parkenden Auto neben dem islamischen Zentrum scheint sich der Schatten einer Person auf der Rückbank abzuzeichnen.

Die Atmosphäre ist gruselig. Die Kombination aus seltsamen Verhalten, dickem Mantel und Bussen lässt furchterregende Assoziationen meinen Kopf erobern.

Zeit vergeht. Der steht unverändert steif an der Haltestelle. Im Auto ist noch der Schatten. Kein Mensch ist in Sicht. Meine Gedanken kreisen um ein Thema: Terror.

Ich halte nicht viel von Panikmache, besonders im Zusammenhang mit Terrorismus. Auch in diesem Moment bin ich mir sicher, dass von diesem armen Menschen, der mir so unheimlich erscheint, keine Gefahr ausgeht. Kein Terrorist würde mitten in der Nacht einen praktisch leeren Bus sprengen wollen. Und Terroristen stehen bestimmt nicht fanatisch aussehend an Bushaltestellen herum. Trotzdem kann ich die Angst fühlen.

Es passiert genau das, was mein Verstand erwartet: Absolut gar nichts.

In diesem Moment wurde mir wieder ein Stückchen klarer, warum sich mit Angst so gut Politik machen lässt. Es ist schwer sich dagegen zu wehren, selbst wenn der Verstand ganz anderer Meinung ist.

Angst bedeutet Macht. Wenn Menschen Angst haben, kann man sie leichter beeinflussen. Man kann sonst unliebsame Gesetze erlassen, oder von anderen Schwierigkeiten ablenken. Ängste bieten Politikern immer eine gute Möglichkeit, sich zu profilieren.

Man sollte nicht vergessen, wie gut diese Taktik funktionieren kann. Und man sollte sich bei der nächsten Wahl daran erinnern, wer sie angewendet hat – denn meiner Meinung nach ist das Spiel mit der Angst reine Wählermanipulation.

Also: Fürchtet Euch nicht…

2 thoughts on “Atmosphäre der Angst
  1. Amen Bruder,
    was in Amerika so wunderbar funktioniert, darf hier nicht auch noch ausufern. Viel mehr Angst habe ich nicht vor einem Terrorangriff sondern vor Einzeltätern, kleinen minderwertigkeitskomplexen geplagten Trittbrettfahrern die meinen die aktuelle Terrorangst ausnutzen zu müssen um sich durch Bombenwarnungen zu profilieren. Schuld gebe ich auch den Medien die bei jedem Zwischenfall vorschnell einen Terrorakt zur Diskussion stellen, diesen bei Aufklärung aber nicht ausreichend wiederlegen. Terror gab es immer und wird es leider auch ewig geben. Eine gewisse Angst und ein Bewustsein dafür tut uns vermutlich auch mal ganz gut, wenn wir merken dass wir nicht völlig isoliert leben, aber wir dürfen auf keinen Fall den Sand in den Kopp stecken (um einen berühmten Fussballer zu zitieren) und Politikern die Möglichkeit geben Dinge durchzusetzen die bei klarem Verstand betrachtet, niemals Erfolg hätten (vergl. Amerikas Terroract).

  2. Sehr schöner und lesenswerter Beitrag.

    Auf enorm persönliche Weise verläßt Dein Artikel endlich die sonst stets vorhandenen/störende Abstraktionsebene und Du machst die Angst damit endlich auch für den „normalen Menschen“ greifbar.

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