Scharfschützengewehre im Irak stammen wahrscheinlich nicht aus dem Iran

Eigentlich habe ich gerade keine Zeit zum Bloggen. Doch leider geistert wieder einmal eine Meldung unreflektiert durch die Medien, die ich so nicht unkommentiert lassen möchte.

Hier also ein paar kurze Informationen zu den Scharfschützengewehren, die im Irak aufgetaucht sind, und die den USA zufolge aus dem Iran stammen sollen, worauf es aber keinerlei konkrete Hinweise gibt.

Ausgelaufene Patente

Der Patentschutz auf die Steyr HS .50, die der österreichische Hersteller letztes Jahr an die iranische Polizei verkaufte, ist schon seit längerem ausgelaufen. Die Gewehre werden bereits von anderen Produzenten nachgebaut und es ist daher vollkommen unklar, ob die Gewehre aus der österreichischen Lieferung stammen.

sueddeutsche.de schreibt:

Der österreichischen Nachrichtenagentur APA sagt Holzschuh: „Wenn eine Waffe von uns irgendwo gefunden wird, veranlassen die ausländischen Behörden normalerweise eine Seriennummern-Anfrage.“ Eine solche Anfrage erlaube es, die Herkunft einer Waffe festzustellen, doch bisher habe es keine der sonst üblichen behördlichen Anfragen gegeben.

Deswegen geht Holzschuh nach eigenen Angaben davon aus, dass es sich bei den Gewehren im Irak um Fälschungen handelt.

Mehr Waffen gefunden, als geliefert

Spiegel Online schreibt:

Einzelne Waffen, so das Blatt, seien bereits in den vergangenen Monaten aufgetaucht, nun aber habe sich die Zahl der gefundenen Gewehre auf über 100 erhöht.

Über 100 Scharfschützengewehre fanden sich also im Irak… und wieviele hat der Iran gekauft?

ORF schreibt:

Holzschuh versichert, man damals an die iranische Polizei 100 Scharfschützengewehre geschickt.

Ahja.

Wenn nun von 800 Gewehren die Rede ist, könne es sich nur um einen Nachbau handeln. Holzschuh glaubt, dass es sich bei den Gewehren im Irak um Fälschungen handelt, denn normalerweise würden Behörden, wenn sie solche Waffen finden, die Hersteller-Firma kontaktieren und die Nummern der Waffen abgleichen. Das sei aber nicht geschehen, weil den Behörden wahrscheinlich aufgefallen sei, dass es sich um nachgebaute Waffen handle, sagt Holzschuh.

Kleinigkeiten

Viele Medien wundern sich auch, warum der Iran so viele so krasse Waffen zur Drogenbekämpfung braucht. Nun, die Waffen sind nicht nur dafür gedacht.

Das Österreichische Innenministerium, zitiert vom ORF (Hervorhebung von mir):

Man habe sich wirklich versichert, dass die Waffen in dem Bereich eingesetzt werden, für den sie angeblich vorgesehen waren. „Und zwar in der Bekämpfung der Drogenkriminalität und beim Schutz der Grenze Iran-Afghanistan„. (Hervorhebung von mir)

Fatale Pressewirkung

Dass panzerbrechende Scharfschützengewehre im Irak gefunden wurden ist im Bezug auf den Iran also vollkommen unbedeutend, denn sie könnten überall her stammen. Irgendwo im Netz habe ich gelesen, dass die Milizen im Irak auch gerne NATO-Waffen einsetzen… wahrscheinlich werden sie von der NATO unterstützt?

Wahrscheinlich werden die Meldungen über die Waffenfunde kaum von den Medien korrigiert werden. Selbst wenn, dann werden die Korrektur nur wenige Menschen mitbekommen. Im Unterbewusstsein der Massen hat sich also wieder ein Pseudo-Beweis festgesetzt… erinnert sich noch jemand, wie der Irak-Krieg begann, und was aus all den „Beweisen“ wurde?

Traurige (Medien)welt…

(via fefe)

5 thoughts on “Scharfschützengewehre im Irak stammen wahrscheinlich nicht aus dem Iran
  1. Läuft doch schon länger drauf hinaus, dass die USA den Iran platt machen wollen. Angeblich hat ein Berater des Präsidenten gesagt, dass sie den Iran so lange provozieren, bis die sich einen Fehler erlauben auf den man nur mit Invasion oder ähnlichem reagieren kann.
    Siehe die iranische Botschafter die sie im Irak hochgehen haben lassen und ähnliches.

    Mal angenommen, dass 80% der Sachen die man so liest das Produkt von Verschwörungstheoretikern oder Praktikanten die für Spiegel Online schreiben sind bleibt immer noch viel übrig über das man nur den Kopf schütteln kann.

    Mir stellt sich aber die Frage … Haben die nichts aus dem Irak gelernt? Die haben da haufenweise Leute die auch täglich sterben, Proteste im eigenen Land, wie kann man da noch eine weitere Kriegszone aufmachen wollen, in der es sicher nicht besser laufen wird?

    Time will tell …

  2. Naja. Die Amerikaner stehen die ersten paar Jahre im Krieg eigentlich immer hinter der Regierung. Warum also kein neuer Krieg?

    Die Meldung mit den Waffen wurde aber gestern in der Tagesschau übrigens kritisiert. Es wurde sogar geäussert, dass es Vermutungen gibt, dass die ganze Meldung des Geheimdienstes gefälscht sein könnte.

    Bush will aber wohl trotzdem dagegen etwas „unternehmen“.

  3. Bush steuert das „Land der Freien“ unaufhaltsam in den nächsten Krieg und alle sehen zu. Es ist doch egal woher die Waffen kommen – Waffen töten nun mal (Eindringlinge).

    Kürzlich hat er die USA als Klimaschutz-Vorbild gepreist.. Der Typ ist echt die größte Pappnase auf Erden aber komischerweise holt keiner den Kasper vom Thron. Woot!

  4. Diese Unterstellungen durch die USA sind absolut wahnwitzig.
    Das große Problem in IRAK geht von Sunniten aus.
    Waru sollte der IRAN ein Interesse daran haben, diese Milizen Waffen zu liefern.
    Ich habe bis jetzt noch von keinem großen Anschlag in Irak gehört, der primär von Schiiten initiiert wroden wäre.

  5. Die USA lügen und betrügen um ihren Willen durchzusetzen. Das haben wir im Irak und in Afghanistan gesehen und sie werden definitiv weitermachen, davon bin ich überzeugt.
    11.September 2001 – glaubt ihr alles was da passiert ist?

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