Filmkritik: The Nanny Diaries (5/10)

Poster zu The Nanny Diaries

Inhalt

Annie Braddock (Scarlett Johansson) hat grade ihr Studium in BWL und Anthropologie abgeschlossen. Ihre Mutter legt ihr eine Karriere in der Finanzwelt nahe, doch die erste Frage im Vorstellungsgespräch bei einem großen Finanzkonzern lautet „Wer ist Annie Braddock?“. Unfähig darauf eine sinnvolle Antwort zu geben begibt sie sich stattdessen auf einen Selbstfindungstrip, der sie kurz darauf zu einer Stelle als Kindermädchen (Nanny) führt.

Eingebettet in eine wohlhabende Familie der Upper East Side New Yorks bekommt sie so Gelegenheit einen Blick in die Gesellschaft der Reichen zu werfen. Schon bald beginnt jedoch die Fassade des Geldes zu bröckeln und Annie sieht sich mit einem familiären Trümmerfeld konfrontiert. Die Hausherrin (Laura Linney) ist eine arrogante Wahnsinnige, ihr Mann (Paul Giamatti) ist praktisch nur als Visitenkarte verfügbar und der Sohn, Grayer (Nicholas Art), bleibt zwischen Shopping, Ehestreit und Mutterschaftsseminaren auf der Strecke…

Filmkritik

The Nanny Diaries ist hauptsächlich ein Drama, angereichert mit einigen Komödienelementen. Eine Witzfontäne sollte man nicht erwarten, der Film ist eher ruhig angelegt.


Interessant an The Nanny Diaries ist die Aufmachung als Anthropologiestudie. Der Film beginnt mit Annie als Off-Sprecher in einem Museum. In den Dioramen sind statt prähistorischen Sauriern Menschen aus dem New Yorker Alltag ausgestellt. Annie als spricht dazu und Beschreibt ihre Erfahrungen als anthropologische Feldstudie. Passend dazu wird die „untersuchte“ Familie kurzerhand X genannt und alle Charaktere im Film referenzieren sie auch so – inklusive Mr. und Mrs. X selbst. Auf den gesamten Film bezogen ist dies jedoch nur ein Stilmittel, das zwar ganz nett ist, aber auf Dauer keine Rolle spielt, außer gelegentlich ein paar Lacher zu generieren. Der Hauptteil des Films unterscheidet sich dadurch nicht von anderen Filmen.

Insgesamt passiert für meinen Geschmack mal wieder etwas zu wenig. Die Fallstudie einer reichen, arroganten und kaputten Familie besteht größtenteils aus bekannten Klischees und bringt wenig interessantes Neues mit sich. Eine der wenigen Ausnahmen ist, dass Mrs. X nicht ausschließlich als böse Zicke dargestellt wird, sondern teilweise auch menschliche Züge bekommt. Auch das Kind, das zwischen den Fronten auf der Strecke bleibt habe ich in der Form noch nicht gesehen.

Trotzdem zieht The Nanny Diaries einfach nicht richtig. Über zu lange Strecken sieht man nur bekanntes oder wahrscheinlich als lustig gedachte aber doch nicht richtig zündende Momente. Langeweile breitet sich aus.

Auch die Anspielungen auf das wohl berühmteste Kindermädchen, Mary Poppins, sind zwar nett gedacht, können aber keine größere Wirkung entfachen… und gleiten gelegentlich sogar leicht ins Peinliche.

Das Ende ist schließlich doch ganz schön geraten, aber darüber kann ich an dieser Stelle schlecht berichten.

Oh, ja, die obligatorische Liebesgeschichte gibt es natürlich auch in The Nanny Diaries, aber sie ist zu unbedeutend um näher darauf einzugehen.

Fazit

The Nanny Diaries hat zu wenig interessante Momente um fast zwei Stunden zu füllen. Männliche Zuschauer können sich zwar am Anblick der hübschen Scarlett Johansson erfreuen, aber dafür lohnt sich der Film nicht.

Das Buch

Vorlage für den Film war das gleichnamige Buch von Nicola Kraus und Emma McLaughlin. Ich habe es nicht gelesen, aber zumindest die Amazon-Rezensenten wirken von dem Buch einigermaßen überzeugt. Die deutsche Übersetzung trägt den Titel Die Tagebücher einer Nanny.


 

Es gibt sogar eine Variante als Hörbuch, die im englischen Original von Julia Roberts gelesen wird.


 

Informationen

IMDb-Wertung: 6.1/10 (Stand 30.7.2008)
Meine Wertung: 5/10
Regie: Shari Springer Berman & Robert Pulcini
Drehbuch: Shari Springer Berman & Robert Pulcini
Roman: Emma McLaughlin & Nicola Kraus
Kinostart: 14. August 2008
IMDb: The Nanny Diaries (2007)

Trailer

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