Inhalt
Geirr (Fridtjov Såheim) ist seit einem Umfall an den Rollstuhl gefesselt. Finanziell geht es ihm und seiner Frau Ingvild (Kirsti Eline Torhaug) zwar dank einer stattlichen Unfallversicherung sehr gut, aber die Behinderung hat doch sehr auf Geirrs Gemüt gedrückt. Kurz gesagt: Er ist ein Wrack.
Also lädt Ingvild eine Therapie-Gruppe zu sich nach Hause ein. Deren Leiterin Tori (Kjersti Holmen) predigt positives Denken als Allheilmittel. Doch Geirr lässt sich von der Invasion von Positiv-Zombies nicht aus der depressiven Ruhe bringen und beginnt stattdessen genüsslich, der Gruppe vor Augen zu führen, wie scheiße doch alles ist…
Filmkritik
Eine kleine Warnung vorweg: Es ist nun schon über eine Woche her, dass ich Die Kunst des Negativen Denkens (FFF-Titel: The Art of Negative Thinking) gesehen habe, und meine Erinnerung ist schon deutlich verblasst (was vielleicht auch etwas über den Film aussagt). Verzeiht also, wenn diese Filmkritik nicht ganz so ausführlich wird.
Die Kunst des Negativen Denkens ist eine politisch erfrischend unkorrekte Komödie. Der zentrale Charakter Geirr lässt keine Gelegenheit für einen Behindertenwitz aus, schlägt auch Frauen und gibt sich generell Mühe der Therapiegruppe das Leben schwer zu machen. Wenn er die Gruppe dazu bringt, statt einer weiteren Positiv-Gehirnwäsche eine Rangliste derer zu machen, denen es am schlechtesten geht, ist das nur eines von vielen Beispielen.
Spaß macht das nicht zuletzt deswegen, weil die Therapeutin wohl recht gezielt als Antagonist aufgestellt wurde. Sie schafft es von Anfang an unsympatisch zu sein und Leute runterzuziehen. Ohne diese Entartung des Positivismus könnte der Film nicht so genüsslich das negative Denken zur Kunst erheben.
Das Erzähltempo ist dabei recht durchschnittlich. Die Kunst des Negativen Denkens ist keine ununterbrochene Kette an Höhepunkten, dümpelt aber auch nicht unbedingt an der Grenze zur Langeweile. Wie üblich hätte mir etwas Intensivität besser gefallen, aber auch so ist der Film in Ordnung.
Sollte im Film eine tiefere Botschaft versteckt sein, kam sie bei mir jedoch nicht an. Als Werbung für die Kraft des Negativen kann man Die Kunst des Negativen Denkens angesichts der künstlich uncool aufgestellten Positiv-Fraktion darin nicht sehen. In meinen Augen ist der Film einfach eine (relativ) leichte Komödie.
Optisch ist das ganze relativ durchschnittlich eingefangen. Die Kunst des Negativen Denkens ist nicht gerade eine Augenweide, der Film lebt mehr von der Handlung als von Bildern. Für einen Kinofilm ist das ziemlich schade, aber glücklicherweise ist er trotzdem unterhaltsam.
Fazit
Die Kunst des Negativen Denkens ist erfrischend gemein und unkorrekt. Man kann sich auf kurzweilige eineinhalb Stunden freuen, die allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Informationen
Kinostart: 18. September 2008
IMDb-Wertung: 7.1/10 (454 Stimmen)
Regie: Bård Breien
Drehbuch: Bård Breien
IMDb: Kunsten å tenke negativt (2006)
Weitere Meinungen zur Kunst des Negativen Denkens
„Bård Breien ist mit seinem Regiedebüt THE ART OF NEGATIVE THINKING (Deutscher Verleihtitel: DIE KUNST DES NEGATIVEN DENKENS) eine herrlich unkorrekte und schwarzhumorige Komödie gelungen.“ (Katja Henßler)
„Ein wirklich erfrischendes Anti-Diskreminierungs-Lehrstück, dass die Moral einmal ganz anders herum aufzäumt.“ (Stefan Höltgen)
Filmkritik ist wohl immer eine subjektive Betrachtung und Bewertungen spiegeln die eigene Lebenshistorie wieder.
Dennoch fällt mir auf, daß der durchschnittliche, etwas gebildetere Kinobesucher oft einen ähnlicheren Geschmack hat, vielleicht auch, weil sich die Historien im groben ähneln.
„Die Kunst des negativen Denkens“ war am 20.09.08 als einer der wenigen Filme übrig, wenn man schon so ziemlich alles gesehen hat und nur noch die Auswahl zwischen „Wanted“, „Tropical Thunder“ und „Die Stiefbrüder“ bleibt, man aber beim lesen deren Filmkritik eher erschaudert.
„Die Kunst des negativen Denkens“ schreckte durch Vorabstempelungen „schwarzer Humor“ und sogar die „Vorschau“ eher ab.
Wer gerne auch lebensnahe Filme mit vermehrt Dialogen liebt und mit genialem skurilen nordischen Witz umgehen kann, der erlebt in diesem Film sehr viel Spaß.
Unerwarteterweise hat er mich nahezu von der ersten bis zur letzten Minute gepackt (ein leichtes Lächeln wollte nicht mehr von meinen Lippen weichen). Das durch seinen flüssig witzigen Erzählstil trotz kleiner Fläche und trotz kleinem Budget. Schauspieler die bei uns gänzlich unbekannt sind, die damit um so erfrischender rüberkamen, welche wiederum glänzend in Szene gesetzt wurden. 78 Minuten erschienen gewagt kurz – der Film hatte aber exakt die richtige Länge.
Gerade angesichts des gewählten Themas einfach genial liebenswert.
Leute – geht bloß nicht in Wolke 9 (mein wohl gruseligstes Filmerlebnis in den vergangenen Jahren), schaut Euch diesen grandiosen Film an!
danke