Polizeiwillkür: Nackt ausziehen wegen Unverdächtigkeit

Grrrr!

Es gibt Geschichten, die machen mir Angst. Diese gehört dazu:

Weibliche und männliche Fußballfans, die «unscheinbar und unverdächtig sind» dürfen ohne Angabe von Gründen vor dem Stadionbesuch von der Polizei nackt ausgezogen werden. Dies geht aus einem Urteil hervor, das vom Verwaltungsgericht des Saarlandes in Saarlouis unter Aktenzeichen 6 K 74/05 eine Woche vor der WM veröffentlicht wurde.

Nun bin ich zwar kein Fußballfan, aber das regt mich trotzdem auf. Diese Willkür kann doch wohl nicht sein! Allzu intensive Durchsuchungen finde ich an sich schon mehr als kritisch, aber ohne einen handfesten Verdacht ist das einfach unvertretbar.

Nach Angaben der Polizei Saarbrücken wurde die Klägerin wie viele weitere weibliche Fans gerade deswegen untersucht, weil sie zu den so genannten unverdächtigen Dynamofans gehört.

Dass diese Aktion auch noch durch ein Gericht gedeckt wird, verstehe ich noch viel weniger. Im Prinzip ist das ein Freischein für die Polizei, jeden Menschen einfach so ausziehen zu dürfen. Wie war das doch gleich mit Rechtsstaat und so?

Ich kann nur hoffen, dass die Klägerin in Revision geht und alle Beteiligten Polizisten (und am besten auch die erste Instanz) gewaltig einen auf den Deckel bekommen.

Ansonsten wird sich die Polizei wohl weiter ein Stück weg vom „Freund und Helfer“ und hin zu einer gefürchteten Bedrohung entwickeln.

>:-/

(via Hofi)

Weiterführendes

Nachtrag 10.6.2006

Udo Vetter hat ein lesenswertes Interview mit der Betroffenen geführt. Hier ein Ausschnitt:

law blog: Wie fühlten Sie sich?

Corinna F.: Erniedrigt und beschmutzt. Auch heute noch. Ich verstehe immer noch nicht, wieso man es nicht beim Abtasten belassen konnte. Das war eine große Demütigung. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen mal überlegen, was sie empfinden würden, wenn ihnen so etwas passiert. Oder vielleicht ihren Kindern.

5 thoughts on “Polizeiwillkür: Nackt ausziehen wegen Unverdächtigkeit
  1. Zum Thema Polizeiwillkür.

    Hallo ihr lieben Leute,
    immer wieder und immer öfter liest bzw. hört man in den Medien von Polizeiwillkür egal in welcher Form.
    Diese richtet sich gegen alle normalen Bürger unabhängig von Hautfarbe, pol. Gesinnung, Herkunft oder Glauben; also gegen alle!
    Leider interessiert sich die Presse nur für Totalausschreitungen dieser netten Herren, wobei die Polizeiwillkür oft schon im kleinen Alltag anfängt.
    Die einen sind da gleich und die anderen sind gleicher.
    Also geht uns dieses Thema alle etwas an!

    Die uns Bürger leider oftmals widerfahrene Polizeiwillkür, setzt sich nicht nur in Form von Übergriffen bei Demo´s oder Fußballveranstaltungen, etc. in Szene, nein es ist oft so das diese lieben Ortnungshüter, sicherlich auch getrieben von Erfolgsdruck sowie Personalmangel bei ihren Ermittlungen, egal in welcher Form oder Angelegenheit, diese aus den Bauch heraus niederschreiben und diese Schriftstücke an die Staatsanwaltschaft weitergeben, mit der Meldung – Fall aufgeklärt!
    Dieses geschieht mit dem Hintergrundwissen, sollte es doch anders gewesen sein, werde ich ja von meinen Vorgesetzten weitgehend gedeckt und die Vertuschungsmaschinerie läuft an.
    Bekanntestes Opfer solcher Ermittlungen in der jüngsten Vergangenheit ist wohl Donald Stellwag oder Hans Söllner.

    Versucht jetzt ein Normalbürger gegen so etwas mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde oder gar Anzeige gegen diese Ordnungshüter vorzugehen, hat er mit erheblichen Schwierigkeiten bzw. weiterführenden Problemen zu kämpfen; siehe Hans Söllner.

    Für solche Opfer müsste es einen gemeinnützigen Verein geben, der sich dieser Fälle annimmt, ggf. Rechtsmittel einlegt und sie verfolgt.
    Ich denke, das bei einem gemeinnützigem Interessensverein, sich der eine oder andere der bis jetzt zu solchen Fällen aus Angst schweigt sicherlich melden würde.

    Dies betrifft wirklich jeden Bürger!

    Wie denkt ihr darüber?

    Bei Interesse könnt ihr mir gerne eine mail
    zum Gedankenaustausch an diador@web.de

    Viele Grüße

    Oliver H.

  2. Danke für den Artikel, ein Thema mit dem wir uns aus gutem Grunde selbst auseinander setzen. Lieben Gruß

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