Filmkritik: How to Get Rid of the Others (Hvordan Vi Slipper Af Med De Andre)

How to Get Rid of the Others (Englisches Poster)

Inhalt

Als man in Dänemark bemerkt, dass ein Großteil der Staatsausgaben von einem kleinen Bruchteil der Bevölkerung verursacht wird, sehen findige Politiker darin die Lösung des Haushaltsproblems: Ein neues Gesetz wird erlassen, in den Sommerferien das Kriegsrecht ausgerufen und damit begonnen, all diejenigen einzusammeln, die nichts für die Gesellschaft getan haben, aber reichlich von ihr genommen haben.

Dauerarbeitslose Alkoholiker, Punks und nichtsnützige Künstler werden in ein Internierungslager gepfercht und bekommen eine letzte Chance sich zu rechtfertigen. Wer dies nicht schafft, wird kurzerhand exekutiert.

Filmkritik

Lene Tiemroth in How to Get Rid of the Others

How to Get Rid of the Others (Originaltitel: Hvordan Vi Slipper Af Med De Andre) ist eine bitterböse Satire aus Dänemark. Was tut man mit Menschen, die die Gesellschaft nur belasten und wie definiert man das? Dies sind die Themen, die in How to Get Rid of the Others mit einer gehörigem Schuss schwarzen Humors behandelt werden.

Die massivst überzeichneten Reaktionen des Staates auf die Sozialschmarozer sorgen dabei für die besten Lacher. Wenn in der Einstiegsszene eine betrunkene Frau im Elektrorollstuhl fernab der Stadt mal wieder vergessen hat den Akku ihres Gefährts zu laden, sich abholen lassen will, und stattdessen von einem Sondereinsatzkommando umstellt, gefesselt und mitsamt Rollstuhl unter einen Hubschrauber gehängt und ins Internierungslager geflogen wird, ist das einfach herrlich komisch… und nicht nur gut geschrieben, sondern auch hervorragend ins Bild gesetzt.

Leider kann How to Get Rid of the Others dieses Level an Absurdität nicht ununterbrochen halten. Zwischendurch verliert der Film immer wieder an Intensität, wobei er glücklicherweise nicht soweit abfällt, dass er langweilig wäre. Insgesamt stehen Dialoge mehr im Vordergrund als „Action-Sequenzen“ wie die erwähnte Einstiegsszene.

Dabei stechen insbesondere der Major (Christian, gespielt von Søren Pilmark) und der anwesende Abgeordnete (Folk, gespielt von Søren Fauli) hervor. Der Major als eiskalter gebildeter Logiker, der seinen Auftrag inklusive eventueller Exekutionen ohne zu zögern durchzieht, und Folk, der beobachtende Politiker, der das Gesetz für die Aktion unterstützt hat, aber nicht wirklich hinter seiner Entscheidung steht, versucht schmierige Deals mit Menschenleben abzuschließen und überdies bei jedem etwas härteren Moment am Kotzen ist, geben der Geschichte einen weiteren sehr interessanten Aspekt.

How to Get Rid of the Others bleibt stets lustig, hinterlässt jedoch dauernd einen bitteren Beigeschmack. Denn eigentlich ist die Handlung nur aktuelle Sozialpolitik, weitergesponnen bis ins menschenfeindliche und (hoffentlich) unrealistische Extrem. Eine eventuell vorhandene zentrale Botschaft von How to Get Rid of the Others ging an mir jedoch vorbei. „Tötet keine Sozialschmarozer“ ist etwas was man nicht wirklich vermitteln muss (hoffe ich zumindest), und weitere Ansätze konnte ich nicht entdecken. Der Film hat keine Vorschläge, wie man mit explodierenden Kosten für Sozialleistungen umgehen könnte. Interessanterweise wird an den Sozialschmarozern auch kein gutes Haar gelassen. Sie sind zu assi, sich von einer eingeschleusten Rebellin helfen zu lassen und versagen im Interview allesamt hoffnungslos. Niemand schafft es, etwas Gutes an sich darzustellen. Das passt prima zu dem überdrehten Konzept, macht aber die Suche nach einer eventuellen Botschaft schwieriger. Vielleicht gibt es auch einfach keine…

Das Ende konnte mich übrigens nicht so wirklich überzeugen. Aus offensichtlichen Gründen kann ich das hier nicht näher ausführen, daher sage ich nur, dass die Handlungen des Majors nicht mehr so ganz zu seinem Charakter passen.

Fazit

How to Get Rid of the Others ist eine bitterböse Satire, die viel Spaß macht – mit einem dabei stets leicht mulmigen Gefühl. Leider ist der Film nicht durchgehend so intensiv, wie man erhoffen könnte, wird aber auch nicht langweilig.

Übrigens

Die englischen Untertitel haben den Originaltitel, Hvordan Vi Slipper Af Med De Andre, mit „How We Get Rid of the Others“ übersetzt.

Weitere Meinungen

“„How to get rid of the others“ ist heimtückisch und gemein – seinen Protagonisten, mehr noch aber seinem Publikum gegenüber. Er bietet bissigste Unterhaltung und löst zugleich die Beschäftigung mit den eigenen Einstellungen der Welt und dem persönlichen Wertesystem gegenüber aus. Er ist hochgradig intelligent und gleichzeitig eine verdammt krasse Party – und wenn ihm nicht zwischendurch mal deutlich die Story-Puste ausgehen würde und das Ende des Films nicht gar so unbefriedigend wäre, dann wäre das hier eines der absoluten Highlights des Festivals.“ (Dominic Saxl)

„Alles in allem eine Perle schwarzen Humors, die man nicht unbedingt auf großer Leinwand sehen muss, jedoch auf keinen Fall verpassen sollte.“ (Tom Maurer)

Weitere Kommentare (siehe unten) sind herzlich willkommen.

Informationen

Originaltitel: Hvordan Vi Slipper Af Med De Andre
IMDb-Wertung: 5.7/10 (Stand 9.9.208)
Meine Wertung: 7/10
Regie: Anders Rønnow Klarlund
Autoren: Rasmus Botoft und Anders Rønnow Klarlund
IMDb: Hvordan vi slipper af med de andre (2007)