Wie Logistep Tauschbörsen-Nutzer jagt

Rechtsverdrehung

Seit geraumer Zeit überzieht die Firma Logistep im Auftrag verschiedener Musik- und Spieleverlage die europäische Filesharing-Landschaft mit Klagen. (vgl. „Neue Klagewelle gegen Tauschbörsen-Nutzer“ und „Hausdurchsuchungen wegen Filesharing„)

Das Filesharing-Blog TorrentFreak hat eines der Schreiben in die Finger bekommen, aus denen das Vorgehen von Logistep genauer hervor geht.

Das voll automatisierte System basiert angeblich auf dem Open-Source-Client Shareaza. Dieser unterstützt eigentlich nur die Netzwerke von Gnutella und eDonkey (bzw. eMule). Das Kademlia-Netz von eMule unterstützt das ursprüngliche Shareaza nicht.

Ob Logistep den Client für weitere Netze erweitert hat, ist unklar. Es gibt auch Berichte, dass Bittorrent-Nutzer Opfer von Logistep wurden – welche Technik dabei zum Einsatz kam, ist allerdings noch unbekannt.

Hier die grobe Übersicht des Prozesses, nach dem Logistep vorgeht:

  1. Der Überwachungs-Client verbindet sich mit den Peer-To-Peer-Netzwerken und sucht nach den entsprechenden Dateien. Er sammelt die IP-Adressen, die durch die Suche gefunden werden.
  2. Es wird versucht ein Stück von der entsprechenden Datei herunterzuladen.
  3. Falls der Client des Benutzers den Download zulässt, werden eine Reihe von Informationen in eine Datenbank gespeichert: Der Dateiname, die Dateigröße, das P2P-Protokoll, der Benutzer-Client, die Uhrzeit und der Benutzername.
  4. Die Logistep-Anwendung erfragt automatisch den Internetprovider des Benutzers mit einer WHOIS-Abfrage. An die Kontaktadresse des Providers wird dann automatisch eine E-Mail geschickt, die ihn auffordert, die Kontaktdaten des Benutzers herauszurücken.
  5. Wenn der Provider die Daten nicht preisgibt (was wohl die Regel ist), wird der Benutzer bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Diese ermittelt dann die Anschrift, die wiederum von Logistep oder einer Anwaltskanzlei per Akteneinsicht verlangt wird.
  6. Der Benutzer bekommt ein anwaltliches Schreiben, dass ihm anbietet, einem Rechtsstreit per Geldzahlung aus dem Weg zu gehen.

Mir ist nicht ganz klar, ab welcher Stelle die Anwaltskanzlei ins Spiel kommt. Ich vermute aber, alles ab Schritt 5 läuft über Anwälte.

Die Preise, die verlangt werden, scheinen stark zu schwanken. Vermutlich hängen sie davon ab, was wo herunter geladen wurde.

Ein Beispiel für ein solches Schreiben einer Kanzlei steht bei TorrentFreak als PDF zum Download bereit. Es ist stolze 31 Seiten lang.

Bislang ist immernoch unklar, ob diese „Beweise“ einem Gerichtsverfahren standhalten würden. Scheinbar einigen sich die meisten Betroffenen außergerichtlich. Falls jemand von einem entsprechenden Verfahren weiß, bin ich für Ergänzungen sehr dankbar.

Quelle

TorrentFreak: This is How We Catch You Downloading

10 thoughts on “Wie Logistep Tauschbörsen-Nutzer jagt
  1. Hi Leute!

    Zu mir kam gestern (15.10.2007) die Post von der Kanzlei Schutt und Waetke. Es ist zwar nur 6 Seiten lang. Sie fordern 180 € Schadensersatz und 180 € für die Abmahnung. Hab mit Azureus Two Worlds heruntergeladen. Kann allen nur raten: Finger weg!

  2. Ach ja, noch was. Sie wollen eine Unterlassungserklärung noch haben, die beinhaltet, dass ich den Upload einstell, 360 € zahl und für Streitigkeiten ausschließlich das Amts- /bzw. Landgericht Karlsruhe „anerkenne“.

  3. Erstmal: Mein Beileid.

    Was wirst Du denn nun tun? Es gibt da ja verschiedene Optionen von „sollen die mich doch verklagen“ über „nagut, aber an der Unterlassungserklärung bastel ich noch etwas rum“ bis zu „nagut, akzeptiert“.

    Was davon am geschicktesten ist, weiß ich allerdings auch nicht.

    Hast Du den Rat eines fachkundigen Anwalts eingeholt? (oder ist der zu teuer?)

  4. Klingt ziemlich dubios. Mit welchem Recht bekommen die Name und Anschrift einer dynamischen IP-Adresse? Typischer Fall von Abmahnanwälten, die mit der Angst der (unwissenden) Bürger spielen.

    Privaten Daten dürfen nicht an jeden x-beliebige Person ausgehändigt werden, auch wenn als „Beweisstück“ ein paar KB Datenmüll vorliegen (mit dem NIEMAND was anfangen kann). Da brauchen sie schon bessere Beweise!

  5. Namen und Anschrift bekommen die nicht direkt (falls der Provider nicht doch mitspielt, was er wahrscheinlich datenschutzrechtlich garnicht dürfte). Sie stellen stattdessen eine Strafanzeige und lassen die Staatsanwaltschaft den Anschlussinhaber ermitteln. Und dann kommen sie per Akteneinsicht wiederum selbst an die Daten.

  6. Hallo,
    auch wenn man nicht finanziell groß bemittelt ist, IIMMEERR ! einen Rechtsanwalt einschalten und keine Angst vor den Kosten haben, wer finanz. schlecht darsteht hat Anspruch auf Prozesskostenhilfe, auf jeden Fall lohnt IMMER das einschalten eines guten Rechtsanwaltes, denn was hier abgezogen wird durch einige ist absolut rechtswidrig /verboten „abfangen von Daten=absolut verboten für Firmen, dies stellt mehrere Eingriffe in per Grundgesetz festgelegte Grundrechte dar! :Ermittlungen/ Überwachungen??? obliegen hoheitlich befugten Behörden wie Polizei,Staatsanwaltschaft und diesen obliegen hohe Anforderungen bei einer Überwachung v.TKA= TKÜ-gesetz,Tele……….gesetz, dies nur mit dem Segen eines Richters, wie bitte wollen zivile Firmen also rechtmäßig Bürger überwachen? mir ist nicht bekannt, dass diese mehr Rechte haben als die Ermittlungsbehörden, also Rechtsanwalt einschalten und Strafanzeige erstatten!!!!

  7. Wer sich ein bißchen schlau macht und gute Nerven hat, kann die Sache auch ohne Anwalt überstehen. Geklagt wird eh nie. Bewusst muss man sich nur sein, dass eine einstweilige Verfügung oder eine Unterlassungsklage kommen sein. Deswegen ist es oft sinnvoll, eine modifizierte Unterlassungserklärung abzugeben.

    Muster gibt es massenhaft im Netz, z.B. hier

    Muster modifizierte Unterlassungserklärung

  8. Ich empfehle immer einen Rechtsanwalt in solchen Sachen um größeren Schaden zu vermeiden. Die rechtliche Lage ist mehr als undurchsichtig und Abzocker Rechtsanwälte wollen hier das schnelle Geld verdienen mit Massenabmahnungen. Ich persönlich würde juristisch und rechtlich massiv gegen solche Abmahnanwälte vorgehen und mir nichts gefallen lassen. Grüße Franz

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