Polizei in Konstanz als Gefahr für Disko-Besucher

Die Polizei arbeitet mal wieder daran, sich einen Ruf als Bedrohung für die Gesamtbevölkerung zu machen. Diesmal in Konstanz. Wie der Südkurier berichtet, wurde am 30. Mai eine Razzia in der Diskothek „Blechnerei“ durchgeführt. Mich würde nicht wundern, wenn jeder der 400 Gäste an diesem Abend nun die Polizei als neues Feindbild hat.

Hier ein paar Ausschnitte von sueddeutsche.de (Ausziehen, umdrehen, Klappe halten!):

Die Liste der Vorwürfe ist lang: Sie reicht vom stundenlangen Festhalten (bis zu vier Stunden durften sich einige Gäste dabei nicht vom Fleck bewegen) ohne hinreichenden Verdacht über rüdes Verhalten bis hin zu Körperverletzung.

Tatsächlich ist nach mehreren Zeugenaussagen ein weiblicher Gast beim Sturm des Veranstaltungsraums so heftig umgeworfen worden, dass sie eine Platzwunde erlitt. Als die Sicherheitskräfte der Diskothek Erstversorgung leisten wollten, seien sie von den Beamten daran gehindert worden, so ein Zeuge gegenüber dieser Zeitung.

[…]
So wurden alle Diskobesucher nicht nur mit einer Nummer vor der Brust fotografiert, sondern sie mussten zunächst an einem Drogenspürhund vorbei und auch nachdem dieser nichts gefunden hatte, sich zu einer weiteren Untersuchung in einen Bus begeben, sich dort komplett ausziehen und sämtliche Körperöffnungen untersuchen lassen. Einige weibliche Gäste mussten demnach sogar ihren Tampon entfernen.

Die Polizei sagt natürlich, dass das verhältnismäßig war. Angeblich gab es Informationen über starken Drogenhandel in der Diskothek. Und das Ergebnis? 14 Leuten konnten sie Drogenbesitz nachweisen. 17 Drogenfunde konnten noch niemandem zugeordnet werden. Wenn 14-31 von 400 Leuten Freitagsnachts in einer Diskothek Drogen bei sich haben, erscheint mir das nicht so ungewöhnlich. Heißt das, dass ab jetzt jeder Diskobesucher ausgezogen wird? :/

Bei solchen Aktionen muss man sich schon fragen, warum Polizeibeamte so etwas überhaupt mitmachen. Ich würde als Polizist den Dienst bei sowas verweigern. Man kann doch nicht 400 Leute (davon mindestens 369 Unschuldige) so erniedrigen! Bitte sag mir jemand, dass das nicht geht…

(via Fefe)

Mehr Polizei-Wahnsinn

Polizeiwillkür: Nackt ausziehen wegen Unverdächtigkeit
Wohin Terrorismusgesetze führen können

8 thoughts on “Polizei in Konstanz als Gefahr für Disko-Besucher
  1. Hmn. Schwierige Sache. Was für Drogen wurden denn gefunden? Wenn das richtig harter Kram war …

    Aber mal angenommen jeder hatte das „Übliche“ dabei was schon längst hätte legalisiert werden sollen und auch wenn ich denken, dass das vollkommen ok ist: Wie soll die Polizei erklären bzw sogar entscheiden, dass einige Verbrechen ok sind und einige nicht? Weil wenn sie davon erfährt und nicht handelt dann tut sie ihren Dienst nicht mehr. Wenn es irgendwo eine handfeste Schlägerei gibt will ich auch, dass da die Polizei alles auf den Kopf stellt und nicht sagt: „Pah. Sowas ist doch gang und gäbe und einige denken ja eh, dass das legal sein sollte.“

    Vermutlich liegt das Problem doch eher an der Gesetzgebung. Wenn die leute illegale Drogen dabei hatten die weniger schädlich sind als der Alkohol den man dort legal kaufen kann dann liegt da wohl der Fehler. Die Polizei ist da ja nur auführende Kraft oder ganz offiziell benannt „Exekutive“.

    Oh. Und btw: Ich würde auch ungern Tampon-genau untersucht werden und mich danach bestimmt mehrere Tage lautstark beschweren (hmn … oder verschämt sein).

  2. Selbst wenn die da 20 Heroin-Dealer mit jeweils einem Kilo Heroin gefunden hätten würde ich das für überzogen halten. Nochmal: Die haben 369+ Unschuldige ausgezogen!

    Ich sage ja nicht, dass die Polizei irgendwelche Verbrechen für ok erklären soll, aber Verbrechensbekämpfung um jeden Preis darf auch nicht sein. Wenn man die Wahl hat, mehrere hunderte Unschuldige zu erniedrigen, oder ein paar Drogendealer entwischen zu lassen, dann ist für mich die Entscheidung absolut klar.

  3. Mann, und wir kamen uns noch belästigt vor, weil wir am Abend von der Polizei gefilmt wurden (als wir das Kino verließen, womit wir uns ja zugegebenermaßen selbstverschuldet des Raubmordkopierens verdächtig gemacht haben).

    Seufz, Konstanz war mal eine nette Stadt …

  4. Erniedrigung ist halt nun mal leider ein sehr persönliches Empfinden, was es a) schlimm macht und b) für jeden anders. Sprich: Andere Leute fühlen sich vielleicht bei anderen polizeilichen Maßnahmen die du ok findest unglaublich erniedrigt.

    Ich heiße das ganze ja nicht gut, nur finde ich das lange nicht so eindeutig wie du.

    Zum Heroin: Wie gesagt, zwischen Heroin und THC-haltigen Produkten kann und sollte die Polizei nicht so stark unterscheiden, falls die im Gesetz nicht unterschiedlichen behandelt werden.

  5. Ich stimme Dir zwar prinzipiell zu, dass manche Aktionen unterschiedlich aufgefasst werden, aber in diesem Fall finde ich es nach wie vor sehr eindeutig.

    Wegen THC/Heroin: Ich kenne das Gesetz nicht, aber man wird doch wegen Heroin doch auch eher verknackt, oder? Ich vermute daher, dass es da schon einen Unterschied gibt. Aber wie gesagt spielt das meiner Meinung nach in diesem Fall eh keine Rolle.

    @hofi: Immerhin wurdet ihr nur beim Verlassen gefilmt. :) (oder Ihr habt die Kamera im Kino nur nicht bemerkt…)

  6. auch wenn es keine rolle spielt schnell noch: verknacken tut einen halt auch nicht die polizei sondern eben eine der anderen drei staatsgewalten

  7. Jupp, und beide stützen sich auf das selbe Gesetz um rauszufinden wen sie verknacken/verhaften sollen, daher mein Verdacht, dass es da einen Unterschied gibt. Kann natürlich sein, dass Gerichte da einfach mehr Spielraum haben (haben sie ja öfters), aber darüber an dieser Stelle zu spekulieren wäre etwas überflüssig.

  8. Was ich nicht verstehe: Wozu dienen die Drogenhunden, wenn sich die Leute dennoch, nachdem diese nichts gefunden haben einer so erniedrigenden Körperkontrolle unterziehen mussten?
    Haben die Recht dazu (traurigerweise wahrscheinlich ja…) Ist jemand automatisch verdächtig, nur weil er sich (wie so viele andere Leute) an einem Freitagabend in einer Diskothek aufhält?

    Und es ist richtig, ich finde die Zahl der Drogenfunde nicht allzu hoch? In welcher Diskothek gibt es bitte keine? Nicht, dass ich das gutheisse oder billige, wenn jedoch dieses Vorgehen vom Staat gebilligt wird, könnte das demnach bedeuten, dass die Polizei jederzeit mit jedermann so vorgehen könnte, der sich Abends in einer Diskothek, in der Nähe jeglichen Establissements etc. aufhält. Das kann nicht sein. Warum muss der Bürger zahlen dafür dass die Investigationsarbeit der Polizei scheitert? Denn die Drogen machen ja, bevor sie an diese orte kommen einen langen Weg und sollten eigentlich dort abgepasst werden…

Comments are closed.