Versicherungen für Schwarzkopierer und Schwarzfahrer

Schwarzkopierer-Versicherung

Laut Sueddeutsche.de bietet die schwedische Versicherung Tankafritt einen Versicherungsvertrag an, der Schwarzkopierer gegen die negativen Folgen des Erwischtwerdens versichert.

Angeblich übernimmt die Kosten für Anwalt und Bußgeld, falls man erwischt wird. Pro Jahr koste diese etwas ungewöhnliche Auffassung einer Rechtsschutzversicherung gerademal 15 Euro. Sie sei als Reaktion auf das kürzlich verschärfte Urheberrecht in Schweden entstanden.

In Anbetracht des Abmahnwahns bei Tauschbörsen finde ich so eine Versicherung ja auf den ersten Blick eine schöne freche Reaktion. Bei genauerem Nachdenken begibt man sich damit jedoch auf ethisches Glatteis. Denn obwohl ich der Abmahnindustrie definitiv keine Zukunft gönne, ist das, wogegen man sich mit so einer Versicherung versichern kann die rechtmäßigen Folgen eines vorsätzlich begangenen Rechtsverstoßes. Und davon sollte man sich eigentlich nicht so einfach freikaufen können…

In Deutschland wäre so eine Versicherung übrigens wahrscheinlich nicht möglich. Laut Rechtsanwältin Antje Ferchland, zitiert von sueddeutsche.de, sind Versicherungen in Deutschland ungültig, sobald der versicherte Tatbestand sittenwidrig ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Gericht das in so einem Fall als sittenwidrig einstufen würde.

Schwarzfahrer-Versicherung

In Schweden kann man sich jedoch nicht nur gegen Tauschbörsen-Strafen, sondern laut junge Welt auch gegen Strafen für Schwarzfahren. Dieses Projekt stammt jedoch nicht von einer kommerziellen Versicherung, sondern von einem Verein namens Planka.

Jedes Mitglied zahlt monatlich 100 Kronen, also ca. 10 Euro ein. Falls man erwischt wird schickt man die Rechnung an Planka, und der Verein bezahlt sie dann vollständig bis auf weitere 10 Euro Selbstbeteiligung. Unterm Strich rentiert sich das dann angeblich für den Einzelnen mehr, als die über 70 Euro die eine Dauerkarte jeden Monat kosten würde.

Gegründet wurde Planka aus Protest gegen überhöhte Ticket-Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel in Stockholm. Christian Tengblad, Aktivist bei Planka, erläuterte gegenüber der jungen Welt die Motivation des Vereins:

„Wir wollen das Konzept der Finanzierung durch Fahrkarten in Frage stellen. Denn selten wird gefragt, wieviel dieses System kostet, mit seinen Fahrkarten, Eingangsschaltern und Überwachungspersonal. […] Durch all das wird der öffentliche Verkehr immer teurer. Wir aber sagen: öffentlicher Verkehr muß ein Recht für alle sein. Man muß ja auch kein Ticket kaufen, um den Bürgersteig benutzen zu können.“

(via Fefe)

One thought on “Versicherungen für Schwarzkopierer und Schwarzfahrer
  1. Vor allem der zweite Teil mit der Schwarzfahrer-Versicherung ist interessant! Hier scheint wirklich eine sinnvolle Aktion dahinter zu stecken, da es leider wirklich so ist, dass in vielen Städten Monatskarten für öffentliche Verkehrsmittel exorbitant teuer sind – mit dieser Aktion wird dieser Umstand deutlich aufgezeigt!

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